"Mit Mut hat das nichts zu tun, wenn man von seiner Meinung überzeugt ist", sagte Anja Binder, kurz bevor sie das Podium betrat. Nicht jeder traut sich, unvorbereitet vor einer großen Menschenmenge zu sprechen - die Studentin aber wagte es.

Zusammen mit 2000 anderen hatte die 23-Jährige, mit einem selbst gedruckten 100-Euro-Schein als Protestschild vor dem Mund, auf dem Hamburger Rathausmarkt gegen die Macht der Finanzmärkte demonstriert. "Die Wirtschaft darf nicht mächtiger sein als das Volk", sagte die zukünftige Umweltwissenschaftlerin, die sich vor drei Wochen der Bewegung "Occupy Hamburg" anschloss.

Als sie von der Gruppe hörte, wollte sie sofort mitmachen. Politisch interessiert sei sie schließlich schon immer gewesen. Anja Binder: "Man muss etwas tun - und diese weltweite Protestbewegung fängt gerade erst an, sie hat Potenzial." Ruhig, aber bestimmt spricht die Lüneburgerin darüber, wie sie sich eine gerechte Welt vorstellt.

Am Mikrofon auf der Rathausmarkt-Bühne nutzte sie die Gunst der Stunde, neugierige Spaziergänger und Sonnabendshopper zur Solidarität aufzufordern. Und während die meisten Demonstranten nach der Kundgebung wieder in den Alltag zurückkehrten, ging sie mit anderen "Occupy"-Aktivisten auf den Gerhart-Hauptmann-Platz, um dort zu campieren - und durchzuhalten, solange wie nötig.