Rund um die Hauptstadt fahren Regional- und Fernbahnen wieder im Takt. Wegen Anschlägen hatten sich im seit Montag im Norden 900 Züge verspätet.

Berlin. Seit Freitagmorgen fahren die Regional- und Fernbahnen nordwestlich von Berlin wieder nach dem normalen Fahrplan. Nach dem Brandanschlag bei Brieselang am Montagmorgen waren die Züge auf der Strecke Berlin-Hamburg tagelang über eine Ausweichstrecke umgeleitet worden und 45 Minuten länger unterwegs als sonst. Auch die Regionalbahnlinien RE4, RE6, RB10 und RB14 verkehren nach Angaben der Deutschen Bahn nun wieder zu gewohnten Zeiten. Seit Montag waren zwischen Falkensee und Nauen Busse statt Bahnen eingesetzt worden.

Bauarbeiten sorgen dagegen von Freitagabend an wieder für Einschränkungen bei der Berliner S-Bahn. Betroffen sind bis zum Montagmorgen die Linien S41, S42, S8 und S9. Zwischen Ostkreuz und Schönhauser Allee sind Busse im Einsatz. Zwischen Schönhauser Allee und Bornholmer Straße fahren keine Züge.

+++ Kommentar: Festnehmen statt definieren +++

Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte, hatten am Donnerstag mehr oder weniger alle Züge, die zwischen Berlin und Hamburg pendelten, Verspätungen von mindestens einer Stunde, viele auch weitaus mehr. Grund: Nach dem Fund von bislang 18 Brandsätzen an Bahnanlagen in Berlin und Brandenburg, von denen zwei explodiert waren, mussten Züge von und nach Hamburg wegen der Reparaturarbeiten große Umwege in Kauf nehmen, wurden über Stendal und Wittenberge umgeleitet - mit den bekannten Folgen.

"Ich bin nicht genervt. Ich weiß ja, dass es mit der Bahn nichts zu tun hat. Bei solchen Vorfällen geht die Sicherheit ganz klar vor", sagt der 36-jährige Martin Schüttler aus Berlin-Neukölln noch gegen Mittag am ICE-Gleis im Hamburger Hauptbahnhof. Mit fortschreitendem Tag änderte sich die Stimmung vieler Reisender: Die Bahn kam weder im Internet noch auf den Bahnhöfen hinterher, Gleiswechsel und Verspätungszeiten zu kommunizieren. Sie hofft, die Verspätungen schnell in den Griff zu bekommen: "Unser Ziel ist, dass Freitag früh die ersten Züge wieder planmäßig fahren", erklärte Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann gestern. Seit Montag hätten auf der Strecke Hamburg-Berlin 900 Nah- und Fernzüge Verspätungen eingefahren.

+++ Politischer Streit über Berliner Brandsätze entfacht +++

Unterdessen laufen die Ermittlungen von Bundesanwaltschaft und BKA weiter auf Hochtouren, nachdem zwei weitere Brandsätze zwischen den Berliner S-Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg entdeckt worden waren.

Während Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) angesichts der Anschläge vor einer "Gewaltspirale" und einer "neuen Dimension linksextremer Gewalttaten" warnte, meldeten sich die mutmaßlichen Urheber der Brandsätze zu Wort. In einem linken Internetforum wiesen sie den Terrorismusvorwurf zurück. Weder durch gezündete, noch durch entschärfte Brandsätze habe eine Gefahr für Menschen bestanden, hieß es. Ziel der Anschläge sei gewesen, "die Signal- und Datenkommunikation zu unterbrechen".

Auf Entschädigungen können Reisende wohl nicht hoffen, die durch die Anschläge Verspätungen erlitten. Die Bahn beruft sich in der Diskussion um das Fahrplanchaos laut Agenturangaben auf höhere Gewalt und Sabotage. 100.000 Euro hat der Konzern für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Mit Material von dpa und dapd