Wird die Hamburgerin SPD-Vize, sitzen zwei Hanseaten im Parteivorstand

Berlin. Eingeweihte mögen es gewusst oder geahnt haben, andere waren am Freitag überrascht, als sich die Nachricht verbreitete: Die Hamburger SPD-Abgeordnete Aydan Özoguz soll neue stellvertretende SPD-Vorsitzende werden. Eine offizielle Nominierung gibt es zwar noch nicht, und selbst hat sich die Hamburger Bundestagsabgeordnete noch nicht geäußert. Aber in der Partei hört man, es sei "naheliegend", dass die Integrationsbeauftragte der SPD-Fraktion in den Kreis der Vizevorsitzenden aufrücken werde.

Das hat zum einen mit dem Willen der SPD-Führung zu tun, im neuen Parteivorstand eine Migrantenquote von 15 Prozent per Selbstverpflichtung einzuführen. Somit wird ein fünfter Stellvertreterposten für einen Politiker oder eine Politikerin mit ausländischen Wurzeln reserviert. Auch fern von der Quote ist der Aufstieg der 1967 als Kind türkischer Kaufleute auf der Finkenau in Hamburg geborenen Özoguz keine Überraschung. In den zwei Jahren, die die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete und Mutter einer achtjährigen Tochter nunmehr im Bundestag sitzt, hat sie sich deutschlandweit als wichtigste Integrationspolitikerin der SPD etabliert - mit Mut zu provokanten Äußerungen. Aus Ärger über Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte die 44-Jährige im Frühjahr die Muslime auf, sich künftig nicht mehr an der Islamkonferenz zu beteiligen, bis der Minister durch einen Nachfolger ersetzt werde. Nicht allen in der SPD gefiel diese harte Linie von Özoguz, die selbst Muslimin ist und seit 1989 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Geschadet hat es ihr allerdings nicht.

Özoguz' Kollege aus der Hamburger SPD-Landesgruppe, Johannes Kahrs, zeigte sich am Freitag begeistert über die bevorstehende Nominierung: "Für uns Sozialdemokraten in Hamburg ist es eine große Ehre, neben Olaf Scholz mit Aydan Özoguz eine zweite stellvertretende Parteivorsitzende zu bekommen", sagte Kahrs dem Abendblatt. "Das hat es bei der SPD in Hamburg noch nie gegeben. Damit zeigen wir, wie stark unser Personal in unserem kleinen Bundesland ist." Kahrs betonte: "Aydan kann es." Sie sei eine hervorragende Bundestagsabgeordnete, sie genieße als Integrationsbeauftragte der Fraktion einen exzellenten Ruf. Sie könne strategisch denken und Menschen für sich begeistern, lobte Kahrs. Aus Parteikreisen erfuhr das Abendblatt, dass noch geklärt werden müsse, ob der SPD-Bundesvorstand allein oder gemeinsam mit dem Hamburger Landesverband die Nominierung Özoguz' vornehmen werde.