Nie war die Nachfrage nach Putzhilfen so groß wie heute. Bei der Suche nach der richtigen helfen professionelle Agenturen - mit großem Erfolg.

Hamburg. Haben Sie rote Unterwäsche an und einen großen Busen?" Wenn Zofia inseriert, geht jeder zehnte Anruf so, sobald Männer ihren Akzent hören. Dabei hat die Polin in ihrem Inserat genau umrissen, was sie anbietet: "Haushaltshilfe sucht Putz- und Bügelstelle." Zofia hat zwei kräftige Hände, sie weiß, wie man Fenster streifenfrei putzt. Sie kann den Fußboden schrubben, Wäsche machen, Hemden bügeln. Sie spricht wenig und schafft viel. Für elf Euro in der Stunde, die sie schwarz auf die Hand bekommt. Deshalb möchte sie auch nicht verraten, für wen sie arbeitet und wie sie wirklich heißt. Sie ist nach Deutschland gekommen auf der Suche nach einem guten Geschäft. Sie glaubt, dass dieses im Dreck liegt, den andere machen.

Ein glänzendes Geschäft mit dem Schmutz anderer macht auch Oliver Ehrcke von der Hamburger Agentur Mary Poppins, die professionelle Putzfrauen in private Haushalte vermittelt. Und dessen Geschäft boomt. Nie war der Bedarf nach Putzfrauen so groß wie heute. "Wir haben eine riesige Nachfrage, die sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt hat", sagt Ehrcke, der rund 200 Haushalte pro Jahr allein in Hamburg mit Putzfrauen versorgt.

"Für unsere Kunden ist Freizeit ein Luxusgut, das sie sich erkaufen, indem sie nicht selbst putzen, sondern sich eine Hilfe gönnen." Diesen Trend bestätigen auch die Zahlen der Unfallkasse Nord, bei der Personen aus Hamburg und Schleswig-Holstein erfasst werden, die haushaltsnahe Leistungen erbringen. Die Zahl der dort angemeldeten Haushaltshilfen ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen. "2008 hatten wir 37 175 versicherte Hilfen, 2009 waren es 38 237 und im vergangenen Jahr 41 088", sagt deren Sprecherin Klaudia Gottheit. Auch wenn diese Entwicklung positiv sei, so seien bei Weitem nicht alle Hilfen in Hamburger Haushalten angemeldet.

Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) arbeiten immer noch 95 Prozent aller Haushaltshilfen schwarz. Sie machen mit 18,7 Prozent die größte Branche der Schwarzarbeit in Deutschland aus. "Die meisten Menschen, die eine Haushaltshilfe beschäftigen, wollen nicht als Arbeitgeber auftreten, weil sie dann auch im Urlaubs- und Krankheitsfall weiterhin zahlen müssten", sagt Prof. Dominik Enste, Experte für Schwarzarbeit beim IW. "Hinzu kommt, dass oft auch die Reinigungskräfte kein Interesse an einer Anmeldung haben, weil sie sonst Steuern zahlen und aus der Schattenwirtschaft aussteigen müssten."

Diese Erfahrung hat auch Agentur-Inhaber Oliver Ehrcke gemacht. "Viele Putzhilfen, die sich bei uns bewerben, wollen gar nicht offiziell auftreten. Die fallen sofort durchs Raster." Denn für die Vermittlung durch die Agentur gelten klare Kriterien. "Wir suchen zuverlässige, seriöse Hilfen, die mindestens so gut Deutsch sprechen, dass sie verstehen, was sie im Haushalt tun sollen", sagt Ehrcke. Auch die Agentur Zeitreicher vermittelt Haushaltshilfen. "Bei der Auswahl lege ich hohe Ansprüche zugrunde", sagt Geschäftsführer Tams. "Schließlich ist eine gute Vertrauensbasis bei einer Putzanstellung enorm wichtig." Nur 20 bis 25 Prozent der Bewerber werden von der Agentur eingestellt. In den Bewerbungsgesprächen kontrolliert Geschäftsführer Tams auch die Fähigkeit, mit Stresssituationen umzugehen. "Wenn meinen Leuten eine unbekannte Flüssigkeit ausläuft, müssen sie ruhig bleiben und den Kunden oder uns kontaktieren, anstatt wild drauflos zu wischen." Erst nach eingehenden Gesprächen und genauer Prüfung der Referenzen, des Lebenslaufes und des Führungszeugnisses werden die Bewerber in die Stammkartei aufgenommen. Während "Zeitreicher" die Mitarbeiter anstellt und stundenweise vermittelt, sorgt Mary Poppins für einen direkten Kontakt zum Arbeitgeber, der die Hilfe dann anmelden muss. "Das kostet in der Regel zehn bis zwölf Euro pro Stunde plus Minijobabgabe", so Ehrcke. Hinzu komme bei fünf Stunden Beschäftigung pro Woche eine monatliche Gebühr von 40 Euro.

Auf den steigenden Bedarf an professioneller Haus- und Gebäudebetreuung hat auch Dennies Kowalski reagiert, als er sich im Juli 2007 selbstständig gemacht hat. Kowalski ist 38 Jahre alt, ein gepflegter Herr mit gutem Benehmen. Er nimmt seine Arbeit ernst und ist stolz auf das, was er tut. "Ich bin so etwas wie ein Facility-Manager fürs Private", sagt er und zückt seine Visitenkarte. "Im Grunde mache ich alles, was im Haushalt anfällt." Herr Kowalski beschäftigt inzwischen zwei Angestellte, arbeitet auf Rechnung mit Mehrwertsteuer. Für Auftraggeberin Gianna Possehl ist das selbstverständlich. Zumal sie die Kosten von der Steuer absetzen kann. Seit diesem Jahr können 20 Prozent der Aufwendungen für haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich geltend gemacht werden - bei Minijobbern maximal 510 Euro im Jahr. Ansonsten liegt die Obergrenze bei 4000 Euro.

Jeden Freitag kommt ihr "Mann für alle Fälle" in die großzügige Altbauwohnung nach St. Georg und erledigt innerhalb von fünf Stunden den gesamten Haushalt von oben nach unten. "Ich fange mit dem Staub an der Zimmerdecke an und arbeite mich bis unters Bett vor", erklärt er. Er räumt auf, macht die Betten, schmeißt die Waschmaschine an. Dann wischt er Staub, saugt durch, schrubbt die schwarz lackierten Holzdielen. Er putzt das Badezimmer, Klo, Waschbecken, Wanne, die Küche und manchmal auch noch alle zwölf Fenster. Oft erledigt er vor Dienstbeginn den gesamten Wocheneinkauf für die Familie Possehl. "Ich schicke ihm am Donnerstagabend eine Mail mit allen Lebensmitteln, die wir brauchen", sagt Gianna Possehl. Den Rest macht Herr Kowalski. Und weil das so gut klappt, braucht die Familie Possehl kein Auto, hat Gianna genug Zeit für ihren Job als Führungskräfte-Coach und genug Muße für die Erziehung ihrer drei Söhne Vincent, 10, John, 6, und Milo, 3. "Herr Kowalski sieht, was gemacht werden muss. Er denkt einfach mit", sagt sie. "Ich habe Respekt vor seiner Arbeit."

Respekt. Dieses Wort kennt Zofia nur aus dem polnisch-deutschen Wörterbuch. "Die meisten schauen auf einen herab, als wäre man ein Mensch zweiter Klasse." Manche Auftraggeber behandeln sie auch so. Geredet werde nur das Nötigste. Es gebe nichts zu trinken, kein Dankeschön. Manchmal hat Zofia das Gefühl, dass andere sie nur testen wollen. "Die platzieren dann gezielt Krümel oder Haarbüschel." Und manchmal auch Geld. Weil sie wissen wollen, ob man ihr vertrauen kann.

Wenn Gerda J. hinter dem Sofa von Familie Fuchs in Eppendorf putzt, findet sie öfter mal ein paar Geldscheine. "Für mich ist es selbstverständlich, dass ich nichts mitgehen lasse", sagt die Putzfrau, die über eine Agentur in den Vier-Personen-Haushalt vermittelt worden ist. Überhaupt sei Vertrauen die Grundvoraussetzung für ein gutes Arbeitsverhältnis. Und Diskretion. Denn schließlich sei es die Putzfrau, die alles, wirklich alles sehe. Und vor der man nichts verbergen könne. Eine Wohnung verrate viel über den Menschen, sagt Gerda und schaut vielsagend über den Rand ihrer Brille hinweg. "Ich weiß, was privat abgeht, aber darüber spreche ich nicht." Die Suche nach der perfekten "Perle" braucht Zeit. Bei Jessica Fuchs waren es zehn Jahre. Erst kam eine Philippinerin mit ihrem Sohn, der sich das Scheuermittel ins Auge spritzte. Dann kam eine junge Polin, die bei jedem Putzeinsatz die Wohnung umdekorierte. Es folgte eine Afrikanerin, die so depressiv war, dass sie immer gebückt durch die Wohnung schlich. "Irgendwann hat sie nur noch über ihr Leid geklagt. Und vergessen, den Staubsaugerbeutel einzulegen", sagt Jessica Fuchs. Als nach dem Saugen die gesamte Wohnung von einer dicken Staubschicht bedeckt war, hatte die PR-Fachfrau genug von dem Elend. Sie wandte sich an eine Vermittlungsagentur. Und die schickte Gerda. Das passt.

"Die meisten Kunden, die bei uns landen, haben schlechte Erfahrungen mit Reinigungskräften gemacht", sagt Agenturinhaber Ehrcke. Das sei eben ein sensibles Thema.

So sensibel, dass viele lieber selbst zum Putzlappen greifen sollten, um sich den Ärger zu ersparen, glaubt Katharina Zaugg. Aus diesem Grund hat die Ethnologin aus der Schweiz eine Putzschule gegründet, in der sie den Teilnehmern ihre Philosophie vom Putzen näherbringt. Es geht ihr um "ein optimales, lustvolles Zusammenspiel menschlicher Energie mit Wasser und Werkzeug in Raum und Zeit". Sie unterrichtet den "Tanz mit dem Staubsauger" und könnte sich vorstellen, ihre Idee von der Wischparty mit Freunden, Verwandten, guter Musik und einem Glas Prosecco zwischendurch auch in Hamburg anzubieten.