Erfurt. Beim Ökumene-Gipfel in Erfurt hat Papst Benedikt XVI. Hoffnungen auf eine rasche Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken gedämpft. Im Gottesdienst mit den Repräsentanten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte Benedikt, die Erwartung an ein "ökumenisches Gastgeschenk" stelle ein politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene dar: "Der Glaube ist nicht etwas, was wir ausdenken oder aushandeln." Nur durch tieferes Hineindenken in den Glauben wachse Einheit.

Zuvor hatte der Papst im Erfurter Augustinerkloster Martin Luther als leidenschaftlichen Gottsucher und Vorbild für Christen gewürdigt. Benedikt sagte, das Treffen an jenem historischen Ort, wo der spätere Reformator zwischen 1505 und 1512 als Mönch gelebt hatte, sei für ihn "ein bewegender Augenblick". Was Luther umgetrieben habe, "war die Frage nach Gott, die die tiefe Leidenschaft und Triebfeder seines Lebens war". Dies müsse die christlichen Kirchen auch heute motivieren.

Mehrere evangelische Bischöfe äußerten sich enttäuscht. Viele Streitfragen - etwa die nach einem gemeinsamen Abendmahl - seien unbeantwortet geblieben. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider lobte dagegen, dass der Papst Luther mit bewegenden Worten gewürdigt habe. Während des Gottesdienstes seien Protestanten und Katholiken "eine Kirche Jesu Christi" gewesen. Es gebe aber noch viel zu tun. "Unser Herz brennt nach mehr."