Der wiederverheiratete Präsident erwartet vom Papst “befreiende Botschaften“.

Berlin. Kurz vor der Ankunft von Papst Benedikt XVI. heute in Berlin hat Bundespräsident Christian Wulff die Deutschen aufgefordert, "herzliche Gastgeber" zu sein. Gegenüber der Nachrichtenagentur KNA sagte Wulff, er wünsche sich "Offenheit" und eine "sachliche Diskussionskultur".

Angesprochen darauf, dass er als in zweiter Ehe lebender Katholik nicht zur Eucharistie - dem katholischen Abendmahl - zugelassen ist, sagte Wulff, ohne direkt auf den Papst Bezug zu nehmen: "Ich freue mich über jeden Bischof, der sich der Lebenswirklichkeit stellt. Die Millionen Menschen, die in konfessionsverschiedenen Ehen leben, und die Millionen wiederverheirateten Katholiken, aber auch viele andere Gruppen erwarten eine individuelle Betrachtung, Verständnis, versöhnende Erfahrungen, befreiende Botschaften."

Benedikt XVI. wird heute als erster Papst vor dem Bundestag eine Rede halten. Zahlreiche Abgeordnete, vor allem der Linkspartei, wollen sie boykottieren. Wulff sagte, Staat und Kirche seien zwar getrennt, aber keine "getrennten Welten". Gerade angesichts der wachsenden Rolle der Regierungen bei weltweiten Herausforderungen gelte es, die Bedeutung der Parlamente zu stärken. Die Rede Benedikts sei "deshalb auch ein deutliches Signal, dass das Parlament ... über die Zukunft entscheidet".