Dass ihm der Berliner Politikbetrieb ein Gräuel ist, daraus hat David McAllister nie ein Geheimnis gemacht. Nicht einmal in der feinen Gesellschaft von Hannover ist der 40-jährige Christdemokrat so richtig angekommen, obwohl er doch als Ministerpräsident dort jetzt schon mehr als ein Jahr regiert. Der Halbschotte mit deutscher Mutter und britischem Vater ist Jurist und bekennender Provinzler. Er war zu Hause in Bad Bederkesa im Landkreis Cuxhaven schon Schützenkönig; im Urlaub ging es dieses Jahr mit Frau und den beiden kleinen Töchtern wenige Kilometer weiter an die Nordsee.

Selbst seine politischen Gegner schätzen seinen Humor. Und den wird er jetzt brauchen: Nach den Verlusten bei der Kommunalwahl und den Turbulenzen in der Bundespolitik steht in den Sternen, ob es ihm bei der Wahl zum Jahreswechsel 2012/2013 gelingen kann, die vom Vorgänger Christian Wulff geerbte Mehrheit zu verteidigen.

In den Ministerien stöhnen sie inzwischen, der Regierungschef sei noch detailverliebter als Wulff, fresse Akten, verlange unzählige Vermerke. Die Benotung der Bürokraten reicht von superfleißig bis Kontrollfreak. Wer genau hinschaut, der sieht aber auch noch einen anderen McAllister - gerade in schwierigen Situationen. Dann gibt er ernst druckreife Statements ab; aber sobald die Kamera aus ist, gehen die Mundwinkel sofort wieder nach oben. Politik kann auch Spaß machen. (fert)