Der neue Hoffnungsträger der schleswig-holsteinischen CDU hat das Dolce Vita nicht erfunden. Größte Leidenschaft des Kieler Wirtschaftsministers Jost de Jager, 46, sind lange Spaziergänge mit Lila, einem Golden Retriever, am Ostseestrand in Eckernförde. Dort lebt der gelernte Journalist etwas zurückgezogen mit Frau Britta und Tochter Matilda. In der CDU gilt der gescheite Minister als Favorit für die Nachfolge Christian von Boettichers, der als Parteichef und Spitzenkandidat wegen der Affäre mit einem Teenager zurückgetreten war. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat seinen Segen gegeben. "Jost ist ein charakterfester und ordentlicher Kerl."

Im schwarz-gelben Kabinett gehört de Jager seit Herbst 2009 mit seinem Riesenressort (von Wirtschaft und Verkehr bis zur Wissenschaft) zu den Leistungsträgern. Er gilt als fleißiger Aktenfuchs, beratungsoffen, schlagfertig und stressresistent. Ein Volkstribun, ein "Bratwurst-Typ" ist der gebürtige Rendsburger allerdings nicht. Der Brillenträger studierte an der Kieler Uni (Geschichte, Englisch, Politik) und kümmerte sich über Jahre im Landtag um Bildungspolitik.

In der CDU gehört de Jager zum konservativ-liberalen Flügel. Als Pragmatiker hat er allerdings ein feines Gespür für neue Entwicklungen, etwa die wachsende Bedeutung Hamburgs für seine Nachbarn: "Schleswig-Holsteins Metropole ist Hamburg."