Mögliche Szenarien für die Rettung des Euro. Ergebnis ungewiss

Frankfurt/Main. Von der "sanften" Umschuldung durch Laufzeitverlängerung der Staatsanleihen bis zum großen Knall des Staatsbankrotts Griechenlands mit Austritt aus dem Euro reichen die Szenarien, die von Politikern und Finanzmarktexperten diskutiert werden. Gemeinsam ist allen die Ungewissheit, ob sie den vor allem von der angelsächsischen Finanzindustrie ausgehenden Druck auf den Euro mindern können. Fünf Hauptszenarien ließen sich gestern ausmachen, einen Tag bevor die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone zum Krisengipfel zusammentreffen. Die möglichen Lösungen überschneiden sich teils oder werden in zusätzlichen Varianten erörtert.

Laufzeitverlängerung: Der Vorschlag wurde in verschiedenen Varianten unter anderem von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und von Frankreich ins Spiel gebracht: Die Banken sollen die Laufzeiten griechischer Anleihen entweder pauschal um sieben Jahre verlängern. Oder sie könnten fällige Anleihen Griechenlands zu 70 Prozent in neue Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit umwandeln, zu günstigen Zinsen. Problem: Rating-Agenturen und ISDA, die Dachorganisation der Finanzierer von Kreditausfallversicherungen, sogenannten CDS, würden dies wahrscheinlich als Staatspleite ansehen, da die Gläubiger Verluste hinnehmen müssten.

Anleihen(rück)kauf: Der Euro-Rettungsfonds EFSF könnte Staatsanleihen zum (gesunkenen) Marktwert aufkaufen. Oder er gibt Griechenland das Geld zum Rückkauf der eigenen Anleihen. Dieses Geld müssten Europas Steuerzahler aufbringen, möglich wäre aber auch zusätzlich eine Bankenabgabe oder Finanzmarktsteuer, womit auch die privaten Gläubiger herangezogen würden.

Schuldenschnitt: Die Gläubiger müssten bei einem radikalen Schuldenschnitt, einem sogenannten Haircut, auf erhebliche Teile ihrer Anlagen verzichten. Die Rede ist - aufgrund der Erfahrungen mit früheren Staatspleiten - von etwa 50 Prozent. Griechenland hätte dann zwar deutlich weniger Schulden. Aber seine Kreditwürdigkeit läge für die nächsten Jahre bei null. Die Steuerzahler in Europa müssten auch nach einem solchen Schritt aushelfen.

Euro-Bonds: Manche Experten halten die Ausgabe von europäischen Schuldverschreibungen für eine notwendige Ergänzung der Gemeinschaftswährung Euro. Ihr Vorteil wäre die hohe Bonität, da hoch kreditwürdige Länder wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande zu den Garanten gehörten. Die einzelnen Eurostaaten müssten dann selbst kein Geld mehr an den Finanzmärkten aufnehmen, was die Möglichkeit einschränkt, auf schwächere Mitglieder Druck auszuüben. Problem ist, dass die reicheren Länder bei der Einführung des Euro genau dies, eine "Transferunion" nämlich, vermeiden wollten. Sie fürchteten, die wirtschaftlich weniger leistungsfähigen Länder mitfinanzieren zu müssen.

Der große Knall: Griechenland verlässt die Euro-Zone und führt die Drachme wieder ein. Die würde zum Euro stark abgewertet, was die Wettbewerbsfähigkeit des Landes trotz letztlich überhöhter Löhne und Preise sichern würde. Nachteil für Griechenland ist, dass die bis dahin aufgelaufenen Schulden weiterhin in Euro bezahlt werden müssen. Und die Kreditwürdigkeit dürfte massiv eingeschränkt sein. Unklar ist zudem, ob dies den Euro in den anderen Ländern retten würde, wie einige Ökonomen meinen, oder die Währungsunion in kurzer Zeit auseinanderfallen würde, wie Skeptiker befürchten.