Funktionierende Hauptschulen sollen jedoch weiter existieren dürfen. Es gibt Verfechter des dreigliedrigen Schulsystems.

Hamburg/München. Am Ende wurde in dem 31 Seiten langen Schulkonzept der CDU doch noch der Satz ergänzt: Neben Gymnasium und Oberschule "respektieren wir integrative Systeme und funktionierende Haupt- und Realschulen vor Ort, wo dies dem Elternwillen entspricht", heißt es auf Seite 13. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts ist dieser Satz erst gestern während der Sitzung des Bundesvorstands der CDU in Berlin in das Schulkonzept eingefügt worden.

Er ist das Resultat eines Streits zwischen Gegnern und Verteidigern der Hauptschule. Bis 2020 will die CDU auf die Hauptschule verzichten. Die vielen Schulformen und die schlechte Vergleichbarkeit von Abschlüssen hätten in Deutschland in ein "schulpolitisches Dickicht" geführt. "Deshalb treten wir für eine Reduzierung der Schulformen und die Einführung des Zwei-Wege-Modells in allen Ländern ein: Gymnasium und Oberschule" heißt es in dem Papier. Gestern stimmte die CDU-Spitze dem Konzept zu - einstimmig. Doch scheint die Debatte um die Hauptschule nicht beendet. Das letzte Wort soll der Bundesparteitag im November haben. Auch über die Forderung nach einer verbindlichen Vorschulklasse für alle wurde schon jetzt heftig diskutiert.

Vor dem Treffen der Parteispitze hatte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und der Hauptschule abgelehnt. Mit dem neuen System der CDU werde jungen Menschen die Möglichkeit genommen, eine passgenaue Bildungsmöglichkeit zu bekommen. Der nordrhein-westfälische CDU-Generalsekretär Oliver Wittke plädierte im WDR dafür, die Hauptschule auf dem Land zu erhalten. Die rheinland-pfälzische CDU-Landeschefin, Julia Klöckner, warnte davor, dass der Leistungsgedanke bei Schulabschlüssen in den Hintergrund trete.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ging gestern auf die Kritiker des Konzepts zu. Nicht nur mit der Ergänzung in dem Papier. Das neue Konzept bedeute nicht das sofortige Aus für die Hauptschule. Niemand müsse eine funktionierende Hauptschule auflösen, vielmehr müsse diese Schulform weiterentwickelt werden, so Schavan. Die CDU reagiere auf den "Rückgang der Schülerzahlen und die steigende Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund". Auch Hamburgs CDU-Vorsitzender Marcus Weinberg lobte das Konzept. Es sei unstrittig, dass die Zweigliedrigkeit das zukunftsweisende Modell für die Großstadt sei, sagte er dem Abendblatt. Die Hauptschule sei in weiten Teilen der Bundesrepublik ein Auslaufmodell, das bei den Eltern keine Akzeptanz mehr finde.