Laut Bundesinnenminister wurde eine konkrete Gefahr abgewendet. Festgenommene sind Marokkaner mit deutscher Staatsbürgerschaft.

KarlsruheBerlin. Manche ziehen jetzt Parallelen zur Sauerland-Gruppe: Die Sicherheitsbehörden haben einen offenbar geplanten islamistischen Terroranschlag in Deutschland verhindert. Die Bundesanwaltschaft ließ am Freitagmorgen drei mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida festnehmen, wie die Strafverfolgungsbehörde in Karlsruhe ohne Nennung weiterer Details mitteilte. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurden die Verdächtigen, die einen Bombenanschlag geplant haben sollen, in Nordrhein-Westfalen festgenommen. Bei ihnen soll es sich um Marokkaner mit deutscher Staatsbürgerschaft handeln.

Nach Angaben von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ist es den Sicherheitsbehörden gelungen, „eine konkrete und bevorstehende Gefahr durch den internationalen Terrorismus abzuwenden“. Der Vorfall zeige, dass Deutschland nach wie vor im Fadenkreuz internationaler Terroristen stehe, erklärte der CSU-Politiker in Berlin. Es gelte, „auch weiterhin wachsam zu bleiben“. Die jetzigen Ermittlungen hätten „Bezüge“ zur Terrorwarnung, die der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière im November 2010 aussprach.

Wie die „Bild“-Zeitung (Samstagausgabe) unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, handelt es sich bei den Festgenommenen um drei junge Marokkaner aus Nordrhein-Westfalen, die vermutlich Anschläge in Deutschland geplant hätten. Darauf deuteten größere Mengen sichergestellter Sprengmittel, darunter Azeton, hin.

Die in Düsseldorf erscheinende „Rheinische Post“ (Samstagausgabe) berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, die drei Festgenommenen hätten bereits Sprengstoff zu Testzwecken gezündet. Sie sollen seit Herbst 2010 verdeckt beobachtet worden sein. Sie seien auffällig geworden, als sie sich in Apotheken Chemikalien besorgten.

Nach Angaben der „Bild“-Zeitung kam das Bundeskriminalamt (BKA) den mutmaßlichen Terroristen durch Überwachung ihrer Handys und Computer auf die Spur. Zwei der Männer seien in der Nacht zum Freitag in Düsseldorf festgenommen worden, der dritte in Bochum. Bei dem Trio handelt es sich laut „Bild“ um Abdeladim K. und Jamil S. aus Düsseldorf sowie um Ahmed Sh. aus Bochum. Nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) wurden alle drei Verdächtigen in Düsseldorf festgenommen.

Nach ZDF-Informationen sollen die Beschuldigten einen größeren Terroranschlag geplant haben. Die Dimension des Falls sei vergleichbar mit dem der 2007 festgenommenen Sauerlandgruppe. Die Ermittler hätten zugegriffen, bevor die drei Verdächtigen mit dem Bau einer Bombe beginnen konnten, erfuhr das ZDF. Einer der Anführer soll in einem Terrorcamp im Ausland ausgebildet worden sein.

Der SWR berichtete, bei der Observation habe die Polizei bemerkt, dass die drei Männer versuchten, mithilfe von Chemikalien Bomben zu bauen. Damit ähnele der Vorgang im Ablauf der Überwachung der sogenannten Sauerlandgruppe, die 2007 bei dem Versuch festgenommen worden war, Sprengstoff herzustellen. Im aktuellen Fall in Düsseldorf soll es allerdings um wesentlich kleinere Sprengstoffmengen gegangen sein, berichtete der SWR. Wie der Sender aus Ermittlungskreisen erfuhr, sei aber ein Anschlag in Deutschland geplant gewesen.

Beamte des Bundeskriminalamts nahmen die drei Männer fest. Sie sollen am Samstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte.

Friedrich wies auf die „enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit des Bundeskriminalamtes mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, der Länderpolizei und den ausländischen Partnerbehörden“ bei der Festnahme hin. Ausgangspunkt für das „jetzt kurzfristig eingeleitete Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft ist allerdings ein seit über sieben Monaten beim Bundeskriminalamt wahrgenommener Vorgang“, erklärte der Minister. Laut SWR hatte der Vorgang beim BKA den Decknamen „Komet“.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) gratulierte dem BKA zu dem offensichtlichen Ermittlungserfolg. Der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut betonte: „Wir sind erleichtert darüber, dass offenbar eine geplante Tat und damit möglicherweise Tote und Verletzte verhindert werden konnten.“

Weitere Einzelheiten sollen am Samstagvormittag auf einer Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft bekannt gegeben werden, an der auch BKA-Präsident Jörg Ziercke teilnehmen wird. (dapd)