Laut Statistischem Bundesamt bricht in Hamburg sogar jeder Dritte das Studium ab. Die Jobchancen für Azubis haben sich verschlechtert.

Berlin/Wiesbaden. Jeder vierte Student in Deutschland bricht sein Studium ohne einen Hochschulabschluss ab. 24,5 Prozent der Studenten, die 2000 ihre akademische Ausbildung begannen, hatten im Prüfungsjahr 2009 ihr Studium noch nicht oder ohne Abschluss beendet, teilte das Statistische Bundesamt gestern mit. Im Ländervergleich ist die Abbrecherquote in Hamburg auffallend höher: Von den Studienanfängern im Jahr 2000 machte jeder Dritte (33,2 Prozent) keinen Abschluss. Noch schlechter läuft es nur in Bremen: Hier sind es 35,3 Prozent. Dagegen liegt die Abschlussquote in Berlin besonders hoch. Deutlich weniger als 20 Prozent verlassen die Uni ohne einen Abschluss.

Der Erfolg der Studenten hängt jedoch auch stark von den Einschreibungsanforderungen der Fachbereiche ab. So beendeten Studenten in Studiengängen mit strengen Zulassungsbeschränkungen oder Eignungsprüfungen ihre Ausbildung viel häufiger als Studenten, die in zulassungsfreien Fachbereichen eingeschrieben waren. Demnach sind fast 95 Prozent der Medizinstudenten erfolgreich, allerdings schließen nur 66 Prozent der Mathematik- und Naturwissenschaftsstudenten ihr Studium ab.

Die insgesamt hohen Abbrecherquoten sind keine guten Nachrichten für Ursula von der Leyen. Die Bundesarbeitsministerin warnte gestern erneut vor einem drohenden Fachkräftemangel in Deutschland. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit kann bis 2025 eine Lücke von sechs bis sieben Millionen Fachkräften entstehen. CDU-Politikerin von der Leyen setzt deshalb auch auf eine verstärkte Zuwanderung qualifizierter Ausländer. Es müsse darum gehen, gezielt Menschen anzuwerben, sagte sie gestern. In Deutschland habe zu lange die Haltung vorgeherrscht: "Wer will, kann kommen." Von der Leyen verwies darauf, dass in Kanada sechs von zehn Zuwanderern Hochschulabsolventen seien, in Deutschland dagegen gelte dies nur für jeden Fünften. Zudem gebe es hier eine schwierige Sprache und viele bürokratische Hürden: Deshalb sei Deutschland nicht unbedingt die erste Adresse für qualifizierte Ausländer.

Doch nicht nur Uniabsolventen und Studenten haben Schwierigkeiten. Verschlechtert hat sich die Situation auch für die deutschen Azubis. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums sind ihre Chancen, direkt nach der Ausbildung eine feste Anstellung zu finden, im vergangenen Jahr weiter gesunken. Nachdem sich 2009 bereits krisenbedingt 161 926 junge Fachkräfte nach ihrem Abschluss arbeitslos meldeten (2008: 143 376), ist diese Zahl 2010 auf 162 206 gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt.

Der zuständige parlamentarische Staatssekretär Ralf Brauksiepe verweist jedoch darauf, dass sich ein größerer Teil der jungen Fachkräfte schon nach wenigen Monaten aus der Arbeitslosigkeit abmeldet. Linken-Chef Klaus Ernst forderte eine Prämie für solche Firmen, die Jungfacharbeiter unbefristet übernehmen. "Das könnte durch eine Umlageabgabe von den Firmen finanziert werden, die ihre Auszubildenden nicht übernehmen, obwohl sie freie Stellen haben", sagte er dem Abendblatt. "Der Aufschwung geht an den jungen Arbeitnehmern vorbei", kritisierte er. Jungfacharbeiter bekämen in manchen Regionen eher das Bundesverdienstkreuz als einen sicheren Job, von dem sie leben könnten. "Das muss sich ändern", forderte er.

Einer weiteren Berechnung des Statistischen Bundesamtes zufolge sind die Ausgaben für Bildung, Forschung und Wissenschaft bundesweit erneut gestiegen: Im Jahr 2009 wurden dafür 224 Milliarden Euro ausgegeben. Trotz abfallender Wirtschaftsleistung hätten sich die Ausgaben infolge des Zukunftsinvestitionsgesetzes und anderer Sonderprogramme um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Sie entsprachen 9,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mit 125,7 Milliarden Euro entfiel der größte Teil der Ausgaben im Jahr 2009 auf die Erstausbildung in Kindergärten, Schulen und Hochschulen sowie auf die duale Ausbildung.