Trotz der Rekordausgaben für Bildung fehlen Fachkräfte.

Deutschlands Wohlstand beruht im Wesentlichen auf dem hohen Bildungs- und Qualifikationsstand seiner Bürger. Das hat uns nicht nur zur Kulturnation, sondern auch zum Exportweltmeister gemacht. Um dieses Niveau halten zu können, sind Investitionen nötig. Das hat die Politik erkannt - und gehandelt. Tatsächlich steigen die Ausgaben für den Bildungsbereich, wurden Studienzeiten verkürzt, steigt die Zahl der Absolventen. So weit die Statistik. In der Praxis bleiben die Fragen, ob das Geld in unserem föderalen System auch effektiv ausgegeben wird und wieso die Wirtschaft trotzdem immer lauter über Fachkräftemangel klagt.

Das mag zum einen an der immer noch recht hohen Abbrecherquote gerade in den besonders gefragten Ingenieursstudiengängen liegen. Vielleicht wären hier wie in anderen Fächern Eingangsprüfungen hilfreich. Hohe Anforderungen schon vor Studienbeginn bewahren häufig vor Irrtum bei der Berufswahl und fördern nachweislich den Durchhaltewillen im Studium.

Zum anderen bedürfen gerade im Bildungsbereich Veränderungen auch der Zeit, bis sie wirksam werden. Und möglicherweise müssen nach Schülern, Studenten, Lehrkräften und Bildungsbürokraten auch die Wirtschaftslenker umdenken, die jahrelang über Langzeitstudenten und zu alte Absolventen geklagt haben. Jetzt erwarten sie von Einsteigern um Mitte 20 wenn möglich zehn Jahre Berufserfahrung und bescheidene Gehaltsvorstellungen. Das passt nicht zusammen, sondern hat zur Generation Praktikum geführt, die unbezahlt oder allenfalls mit schwach dotierten Zeitverträgen einer unsicheren Zukunft entgegensieht und zunehmend Frustrationen aufbaut.

Die erhofften Fachkräfte kommen auch nicht aus dem Ausland - weder im Pflegebereich nach der Erweiterung der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit noch bei den Hochqualifizierten. Im globalen Wettbewerb zählt Deutschland nicht zu den attraktivsten Standorten. Alle bisherigen Versuche, daran etwas zu ändern, haben kaum messbare Ergebnisse gezeitigt. Unsere Bildungshausaufgaben können wir nur selbst erledigen. Und alle daran beteiligten Seiten müssen sich weiter bewegen.