Landeseigener Stromkonzern sei nicht allein von zwei Atommeilern abhängig

Ulm. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) hat nach dem Abschalten von zwei EnBW-Atommeilern die Debatte über den Marktwert des Energieversorgers als "absoluten Quatsch" zurückgewiesen. "Das ist eine Diskussion, die völlig absurd ist", sagte Mappus am Rande einer Mittelstandsveranstaltung in Ulm. "Also wenn ein Energiekonzern wie die EnBW beziehungsweise deren Marktwert von der Frage abhängig wäre, ob Neckarwestheim I auf Dauer und Philippsburg I temporär abgeschaltet wird, dann hätte das Unternehmen was falsch gemacht", sagte der Regierungschef.

Mappus sagte, er erkenne in der Marktwertdebatte auch "ein bisschen durchsichtiges Wahlkalkül, jetzt zufälligerweise zehn Tage vor der Wahl zu sagen, der Unternehmenswert bricht ein." Energie sei eine Ressource der Zukunft - weshalb der Wert der Konzerne eher noch steigen werde. Der Ministerpräsident hatte nach dem Rückkauf von EnBW immer wieder prophezeit, das Land werde an dem Fünf-Milliarden-Geschäft am Ende verdienen. Mappus blieb zudem dabei, dass Philippsburg I im Gegensatz zu Neckarwestheim I nur für drei Monate vom Netz genommen werde. "Ich halte nichts davon, dass man, bevor es überhaupt losgeht, schon die fix und fertigen Konzepte hat." In den drei Monaten würden die Sicherheitsanforderungen überprüft - "und dann muss man sehen", sagte der Ministerpräsident.

Vom französischen Staatskonzern EDF wurde für rund fünf Milliarden Euro dessen 45-Prozent-Anteil an EnBW zurückgekauft. Grünen-Chef Cem Özdemir und der SPD-Spitzenkandidat Niels Schmid hatten Mappus vorgeworfen, dabei auf die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zu spekulieren. Nun aber würden die EnBW-Kraftwerke Neckarwestheim I und Philippsburg I vom Netz genommen, was den Unternehmenswert mindere und zulasten der Steuerzahler ginge.