Die anderen Parteien arbeiten sich an Guttenbergs Plagiatsaffäre ab, träumen von Machtwechseln oder langweilen mit Tagespolitik

Hamburg. Zahlreiche Wahlen stehen an, Themen für den Wahlkampf gibt es genug. Und doch arbeiten sich die Parteien am Politischen Aschermittwoch noch immer vor allem an einem ab: Karl-Theodor zu Guttenberg. Für Grüne, SPD und Linke ist die Plagiatsaffäre ein gefundenes Fressen. Und die FDP gestaltet den Aschermittwoch in diesem Jahr einmal ganz anders: Parteichef Guido Westerwelle gibt den Staatsmann und verzichtet weitgehend auf politische Attacken - sehr zur Enttäuschung seines Publikums.

Die SPD - von der erfolgreichen Hamburger Bürgerschaftswahl in Hochstimmung versetzt - will nun keine Wunden mehr lecken. "Wir Sozialdemokraten sind wieder da", ruft Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier in Vilshofen den etwa 400 Parteianhängern zu und beschwört die Stärke der Partei. "Hamburg war erst der Anfang - Fortsetzung folgt." Auch Steinmeier lässt in seiner Kritik an Guttenberg nicht nach. Die Union habe ihre bürgerlichen Werte verraten - allen voran die CDU-Regierungschefin Angela Merkel: "Wenn sie das nächste Mal in China gegen Plagiate wettert, dann wird auch der höflichste Chinese sein Grinsen nicht unterdrücken können", ätzt Steinmeier. Den oft leidgeprüften Genossen gefällt Steinmeiers Rhetorik aus der Abteilung Attacke blendend - es gibt minutenlangen Beifall.

Bei den Grünen in Landshut herrscht Aufbruchstimmung. Nur noch zweieinhalb Wochen sind es bis zur Landtagswahl in Baden-Württemberg, bei der die Partei zum ersten Mal die Chance hat, die CDU-Regierung unter Ministerpräsident Stefan Mappus abzulösen. Parteichefin Claudia Roth fordert Kampfbereitschaft: "Wir wollen den Machtwechsel schaffen."

Mit minutenlangem Beifall haben rund 1000 Menschen Kanzlerin Angela Merkel in Demmin beim Politischen Aschermittwoch der CDU Mecklenburg-Vorpommerns empfangen. Dann folgte eher Prosa aus der Tagespolitik. Mehr Verantwortung von Arbeitslosen hat die CDU-Chefin gefordert. "Wem ein Arbeitsangebot gemacht wird, der hat auch die Pflicht, ein solches Angebot anzunehmen", sagte sie. Hartz IV dürfe kein Lebenszustand sein. Und Karl-Theodor zu Guttenberg hat sie trotz der Plagiatsaffäre ihren Dank ausgeprochen. Er habe eine kluge Bundeswehrreform vorgeschlagen und klare Worte zum Einsatz in Afghanistan gefunden. Prost!