Auch ein Jahr nach dem Rücktritt gibt es noch viele, die bei ihrer Anrede ins Stocken geraten. Ex-Bischöfin? Ex-Ratsvorsitzende? Selten waren Amt und Person so eng verknüpft wie bei Margot Käßmann . Jetzt ist sie nur noch Frau Doktor Käßmann - und auf der Suche nach einer neuen Rolle. Da ist es fast schon eine schicksalhafte Parallelität, dass sie nach selbst auferlegter Enthaltsamkeit eben dann wieder in der Öffentlichkeit auftaucht, als die Nation über den Fall eines anderen Lieblingsdeutschen streitet. Ihr schneller Rücktritt nach der Alkoholfahrt, ohne Ausflüchte, ohne Zaudern, machte sie für Millionen zur moralischen Instanz.

Und Guttenberg? Margot Käßmann will den Abgang nicht kommentieren. Das werde man sicher verstehen, sagte die 52-Jährige am Rande eines Abendblatt-Interviews. Sie ist vorsichtiger geworden. Ruhiger auch. Und mit sich im Reinen. Auch wenn das schlechte Gewissen, das Bischofsamt so leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben, bleibt. "Aber für mein persönliches Leben ist es absolut keine Katastrophe."

Gerade hat die Theologin eine Gastprofessur an der Universität Bochum übernommen. Dreimal in der Woche pendelt sie aus ihrer neuen Heimat Berlin, wo auch eine ihrer vier Töchter lebt, an die Ruhr. Sie hält Vorträge, schreibt, "aber viel weniger", und die Menschen, vor allem Frauen, hören gebannt zu. Die Missionarin lebbaren Glaubens ist zurück. Auch ohne Amt.