Letzter Präsident der Sowjetunion habe die friedliche Revolution in der DDR möglich gemacht

Berlin. Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag hat Kanzlerin Angela Merkel die Verdienste von Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow um die deutsche Wiedervereinigung gewürdigt. Gorbatschow habe "den Stein der Geschichte ein ganzes Stück zum Rollen gebracht", sagte Merkel gestern in Berlin. Gorbatschow, der am 2. März 80 Jahre alt wird, betonte, die Vereinigung sei "bis zum letzten Moment sehr schwierig" gewesen.

Merkel sprach zur Eröffnung einer Fotoausstellung über den letzten Präsidenten der Sowjetunion. Bis Ende März wird im Museum "The Kennedys" am Brandenburger Tor die Ausstellung "Aus dem Familienalbum" mit mehr als 90 Fotos von Gorbatschow gezeigt. Die teils aus Privatbesitz stammenden Aufnahmen beginnen bei der Kindheit Gorbatschows, leiten über zu seinen Studienzeiten und politischen Anfängen und zeigen schließlich die prägenden Stationen seiner Karriere als Generalsekretär der Sowjetunion sowie Fotos seiner verstorbenen Ehefrau Raissa.

Merkel sagte, Gorbatschow habe es möglich gemacht, dass die friedliche Revolution in der DDR stattfinden konnte. Zur Wiedervereinigung, zum "glücklichen Moment der Geschichte", sei es gekommen, weil "vernünftige, weitsichtige Persönlichkeiten" wie Gorbatschow, der damalige US-Präsident George Bush und Altkanzler Helmut Kohl "und viele andere diese Geschichte geformt haben". Merkel forderte Gorbatschow auf, auch weiterhin "den jungen Menschen in Deutschland immer wieder von dem zu erzählen, was Ihr Leben bewegt hat".

Gorbatschow betonte, auch er hätte nichts bewegen können, wenn nicht die Menschen in der Sowjetunion ihre Einstellung zu Deutschland geändert hätten. Das Fundament der Beziehungen zwischen beiden Ländern seien die Beziehungen der Menschen untereinander. "Es ist ganz wichtig, dass auch die jungen Menschen, die kommenden Generationen, über die Vergangenheit Bescheid wissen - auch über die schmerzhaften Kapitel dieser Vergangenheit", sagte Gorbatschow.

"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann, dessen Zeitung die Ausstellung präsentiert, sagte, Gorbatschow habe mit seiner Arbeit das Leben von Millionen Menschen verändert. Die Geschichte seines Verlags, die Geschichte des Gründers Axel Springer, sei ganz eng mit der Geschichte der deutschen Teilung verbunden: "Unser Verleger war immer der Überzeugung, dass diese Teilung Deutschlands vor der Geschichte keinen Bestand haben würde."

Bundespräsident Christian Wulff hatte Gorbatschow zuvor zu einem Mittagessen im Berliner Schloss Bellevue empfangen. In einer Tischrede bedankte sich Wulff bei Gorbatschow für dessen entscheidende Rolle bei der Überwindung der Spaltung Deutschlands und Europas.