Geburtstag hatte Michail Gorbatschow schon am 2. März. Erst jetzt gab es eine Party in London. Mit dabei: jede Menge Promis und viele Spendengelder.

London. Mit Glamour, prominenten Gästen und einer neuen Auszeichnung für weltverändernde Menschen hat Michail Gorbatschow in London seinen 80. Geburtstag gefeiert. Zu der aufwendig ausgestatteten Feier in der berühmten Royal Albert Hall kam eine illustre Besucherschar. Neben politischen Wegbegleitern wie dem israelischen Präsidenten Shimon Peres machten zahlreiche Stars aus Film und Musik ihre Aufwartung.

Schauspielerin Sharon Stone und ihr Kollege Kevin Spacey führten durch den Abend, bei dem Spenden für die Krebshilfe und Gorbatschows Kinderhilfs-Stiftung gesammelt wurden. Der frühere Action-Schauspieler und Ex-Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, sagte, Gorbatschow sei „einer seiner großen Helden“. Die deutsche Band The Scorpions spielte ihren Hit „Wind of Change“, begleitet vom London Symphony Orchestra. Im Hintergrund liefen dazu Videobilder vom Mauerfall.

Schon in den ersten zehn Minuten der Gala hatte es zweimal Ovationen für Gorbatschow gegeben, der sich davon sichtlich bewegt zeigte. Die Gala war unter anderem von seiner Tochter organisiert worden. Er habe erkannt, dass es ein „Geschenk des Schicksals“ gewesen sei, dass er etwas für die Menschen in seinem Land und der ganzen Welt habe tun können, sagte Gorbatschow. „Ich musste erkennen, dass ich ein Mensch bin, der sehr viel Glück hatte.“

In seinem Heimatland ist „Gorbi“, wie ihn viele am Abend liebevoll nannten, bis heute umstritten. Im Westen wird er als Vater der deutschen Wiedervereinigung gesehen, der mit seiner politischen Offenheit den Kalten Krieg beendete und die Welt veränderte. Zwar war er auch in Russland zum 80. geehrt worden - allerdings lange nicht so prachtvoll wie in London.

In die Royal Albert Hall waren zahlreiche seiner Landsleute gekommen. Die Karten sollen Medienberichten zufolge bis zu 100.000 Euro gekosten haben.

Neben bewegenden Augenblicken war auch ein wenig Druck auf die Tränendrüse dabei. Im Mittelpunkt allerdings stand der neue Preis, der in drei Kategorien von Gorbatschows politischem Wirken vergeben wurde: „Perestroika“ für „Beiträge zur Entwicklung der weltweiten Zivilisation“, „Glasnost“ für „Beiträge zur Entwicklung der Kultur und für eine offene Welt“, „Uskorenie“ für „Beiträge zur Entwicklung moderner Wissenschaft und Technik“.

“Glasnost“ ging an den US-Geschäftsmann und CNN-Gründer Ted Turner. Der als Erfinder des World-Wide-Web geltende Brite Timothy Berners-Lee war von Gorbatschow als Sieger der Kategorie „Perestroika“ ausgewählt worden. Für seine Entwicklung einer Solarlampe, die kostenlos an Tausende Menschen in Kenia verteilt wurde, bekam der kenianische Ingenieur Evans Wadongo den Preis in der Kategorie „Uskorenie“. Nominiert gewesen war auch der deutsche Philosoph Jürgen Habermas. „Diese drei Menschen haben auf ihre eigene Art die Welt verändert“, sagte Gorbatschow, der 1990 den Friedensnobelpreis bekam.

Der Erlös des Abends - etwa aus dem Kartenverkauf - war für eine britische Krebsstiftung und Gorbatschows Kinderhilfswerk bestimmt. Nach einem Bericht der Zeitung „The Times“ rechneten die Organisatoren mit rund 5 Millionen Pfund (5,7 Mio Euro) für den guten Zweck.

Der „Times“ zufolge hatte unter anderem der russische Milliardär Alexander Lebedew die Organisatoren vorab kritisiert, weil zu viel Geld für die Gala selbst ausgegeben werde. Ihm zufolge soll die Feier bis zu 4 Millionen Pfund gekostet haben. Er habe deshalb eine weitere Geburtstags- und Spenden-Veranstaltung für Gorbatschow im Juni auf die Beine gestellt, sagte er der Zeitung.