Röttgen betont ergebnisoffene Erkundung. Unterdessen haben Atomkraftgegner gegen den bevorstehenden Castor-Transport protestiert.

Berlin. Die Nutzung von Kernenergie in Deutschland ist aus Sicht der FDP auch dann weiter möglich, wenn sich der Salzstock in Gorleben als ungeeignetes Endlager erweisen sollte. "Bei der Erkundung besteht kein Erfolgsdruck", sagte die Obfrau der FDP im Gorleben-Untersuchungsausschuss und Sprecherin für Reaktorsicherheit, Angelika Brunkhorst, dem Hamburger Abendblatt. "Anders als SPD und Grüne behaupten, können die Laufzeiten der Kernkraftwerke auch ohne dieses Endlager verlängert werden." Es bestehe daher kein Zwang oder ein politischer Grund, Fortschritte bei der Endlagerung vorweisen zu müssen.

So fiel 1977 die Entscheidung, den Neubau von Atomkraftwerken an Fortschritte bei der Erkundung und der Erschließung eines Endlagers zu koppeln. Dieser sogenannte Entsorgungsnachweis galt als Mindestvoraussetzung. "2002 wurde unter Umweltminister Jürgen Trittin festgelegt, dass die Betreiber nur noch sicherstellen müssen, dass der Atommüll in Zwischenlagern untergebracht wird", sagte Brunkhorst. "Das müssten SPD und Grüne eigentlich wissen."

Die FDP-Politikerin betonte, dass man die Endlagerfrage nicht auf kommende Generationen abwälzen dürfe. "Sollte Gorleben ungeeignet sein, müssen wir nach neuen Standorten für ein Endlager suchen. Da sich Salzgestein nach Ansicht vieler Wissenschaftler am besten eignet, wird es wohl wieder auf Norddeutschland oder Niedersachsen hinauslaufen." Andere mögliche Wirtsgesteine seien Ton oder Granit, die sich etwa in Nordrhein-Westfalen oder Bayern finden würden.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) wird am heutigen Montag in Gorleben erwartet. Zuvor hatte er die Bürger zur Mitarbeit am umstrittenen Erkundungsprozess aufgerufen. Der CDU-Politiker nimmt an einer Gorleben-Sitzung des Kreistages Lüchow-Dannenberg teil. In einem Internet-Podcast der Seite " www.gorleben-dialog.de " betonte er, dass die Erkundung als Atommüll-Endlager ergebnisoffen sei. Es gehe darum festzustellen, ob Gorleben überhaupt geeignet sei. "Das weiß ja keiner." Brunkhorst rief alle Beteiligten zum "konstruktiven Dialog" auf. "Das Gesprächsangebot sollte man nicht von vornherein ablehnen."

Unterdessen haben Tausende Atomkraftgegner gegen den bevorstehenden Castor-Transport ins Zwischenlager Lubmin bei Greifswald protestiert. Auf Bahnanlagen bei Oranienburg sollte offenbar ein Anschlag verübt werden: Nahe einer Havelbrücke wurden zwei Sprengsätze gefunden, wie das Landeskriminalamt mitteilte. Die Bahnstrecke gilt als eine mögliche Routen für den Castor-Transport.