Wirtschaft wächst stark, aber Experten schließen einen Rückschlag nicht aus

Hamburg/Berlin. Angesichts guter wirtschaftlicher Eckdaten hat sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zuversichtlich gezeigt, dass die Deutschen mit einer geringen Arbeitslosigkeit und sinkenden Steuern rechnen dürfen. "Unser Land nimmt Kurs auf Vollbeschäftigung", sagte Brüderle gestern in Berlin, nachdem das Statistische Bundesamt in Wiesbaden die neuesten Wirtschaftsdaten aus dem Jahr 2010 präsentiert hatte.

Demnach hat das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent zugenommen. Zugleich wuchsen die durchschnittlichen monatlichen Nettolöhne mit 3,4 Prozent so stark wie seit 17 Jahren nicht mehr. Angesichts der Zahlen brachte Brüderle Steuerentlastungen für geringe und mittlere Einkommen ins Gespräch.

Wirtschaftsexperten warnen allerdings vor Rückschlägen. "Die Risiken sind erheblich", sagte der Wirtschaftsweise Christoph Schmidt. Werde die Schuldenkrise in Europa nicht gelöst oder müssten die Euro-Länder zu sehr sparen, "fehlt es an Nachfrage für unsere Exportprodukte". Der Chefvolkswirt der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, hegt Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs: "Insgesamt gesehen ist die deutsche Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr mehr als fragil."