Nach schlechten Umfragewerten diskutieren die Liberalen verstärkt über ihren Chef

Berlin. Die aktuellen Umfragewerte der FDP von mageren drei Prozent haben die Debatte über den Parteivorsitzenden Guido Westerwelle befeuert. Aus den Ländern kamen neue Forderungen, der FDP-Chef müsse den Parteivorsitz niederlegen und sich auf sein Amt als Außenminister konzentrieren. FDP-Generalsekretär Christian Lindner machte die Kritiker aus den eigenen Reihen für die miserablen Umfragewerte verantwortlich. "Die innerparteiliche Diskussion der FDP wirkt sich jetzt in Umfragen aus", sagte Lindner dem Hamburger Abendblatt. Wer sich aus der FDP über die FDP äußere, müsse sich seiner Verantwortung für anstehende Wahlen bewusst sein. "Wir haben alle die Pflicht, die FDP zu stärken", fügte er hinzu.

Ungeachtet zahlreicher Appelle aus der Parteispitze für ein sofortiges Ende der Debatte riet Niedersachsens liberaler Umweltminister Hans-Heinrich Sander dem FDP-Chef, "sich demütig vom Parteivorsitz zurückzuziehen". Westerwelle habe Fehler gemacht und müsse einsehen, dass die Ämtertrennung der richtige Weg sei, sagte Sander der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Der niedersächsische FDP-Landeschef Philipp Rösler stellte sich erneut hinter Westerwelle. "Gerade in schwierigen Situationen sollte eine Partei Geschlossenheit zeigen. Die FDP Niedersachsen steht zu Guido Westerwelle", sagte der Bundesgesundheitsminister. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode hält zu dem Parteichef: "Westerwelle hat die FDP schon einmal aus dem Tal der Tränen geholt. Jetzt muss er es noch einmal machen", sagte Bode dem Abendblatt.

Auch in Hamburg steht die Parteispitze zu ihrem Bundesvorsitzenden. Katja Suding, die designierte Spitzenkandidatin der Hamburger FDP für die Bürgerschaftswahl am 20. Februar, setzt auf Guido Westerwelle: "Wir als Landesverband Hamburg stehen zu unserem Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle", sagte sie dem Abendblatt. "Wir haben Herrn Westerwelle und andere Bundespolitiker nach Hamburg eingeladen und würden uns über Unterstützung aus Berlin freuen."

In den vergangenen Tagen war angesichts der schlechten Umfragewerte in der FDP offen über einen Rücktritt Westerwelles vom Amt des Parteichefs debattiert worden. So hatte etwa der Spitzenkandidat aus Rheinland-Pfalz, Herbert Mertin, Westerwelle im Wahlkampf als "Klotz am Bein" bezeichnet. Der FDP-Chef selbst hatte am Wochenende erklärt, er verlasse das Deck nicht, wenn es stürme. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass sich die Diskussion vor dem Dreikönigstreffen am 6. Januar erneut verschärft.