Niedersachsens Kultusminister Althusmann will verpflichtende Sprachförderung einführen

Hamburg/Berlin. Die norddeutschen Bildungs- und Kultusminister haben die PISA-Ergebnisse positiv aufgenommen, aber weitere Anstrengungen im Schulwesen gefordert. Der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) sagte dem Abendblatt: "Es ist erfreulich, dass wir aufholen. Aber wir müssen unsere Anstrengungen vor allem bei der frühkindlichen Bildung, der Sprachförderung und der Entwicklung der Lesekompetenz verstärken." Da werde Niedersachsen Schwerpunkte setzen, kündigte er an. "Einen besonderen Fokus werden wir auch auf den geschlechtsspezifischen Unterricht von Jungen und Mädchen legen", so Althusmann. "Wir müssen Lernstrategien entwickeln, mit deren Hilfe wir vor allem das Interesse am Lesen stärken, gerade bei Jungen."

Zudem will die Regierung von CDU und FDP kommende Woche einen Gesetzentwurf ins Parlament einbringen, mit dem Sprachförderung noch verpflichtender gestaltet werden soll. In Niedersachsen nehmen 11 000 Kinder an einer Sprachförderung im Jahr vor der Einschulung teil. Doch bei fast 1000 Fällen schicken Eltern ihre Kinder gar nicht oder nicht regelmäßig in den Unterricht. Künftig solle es einen "maßvollen Zwang" geben, so Althusmann. "Notfalls sanktionieren wir die Eltern mit einem Bußgeld." Entscheidend sei aber, den Eltern klarzumachen, welche Chance ihr Kind verpasse, wenn sie es nicht zur Förderung schicken.

Hamburgs Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) sagte als Reaktion auf die PISA-Ergebnisse: "Bemerkenswert ist schon, dass es ein deutliches Aufholen gibt." Erfreulich seien die Bereiche Mathematik und Naturwissenschaften. Aber auch beim Lesen hätten sich Verbesserungen gezeigt. Wersich zeigte sich erfreut, dass die Unterschiede geringer geworden seien. In Hamburg sei zudem die Schulabbrecherquote seit 2001 von damals 14 Prozent auf nun knapp neun Prozent gesunken. Wersich betonte außerdem, dass er wegen des Ausbaus der frühkindlichen Bildung in der Vergangenheit künftig mit noch besseren Werten rechne. Er sagte jedoch auch: "Wir können noch nicht zufrieden sein mit den Ergebnissen."

Schleswig-Holsteins Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) setzt nach Bekanntwerden der Ergebnisse weiter auf eine kontinuierliche Verbesserung der Sprachförderung in den Kindertagesstätten seines Landes. Das sei "offensichtlich eine richtige Antwort auf die Probleme bei der Lesekompetenz", sagte Klug in Kiel. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre hätten nun erstmals deutliche positive Veränderungen zur Folge. Seiner Ansicht nach ist der Ausbau von Ganztagsschulen ein weiterer wichtiger Baustein zur Verbesserung der Bildungsangebote. Deshalb habe die Landesregierung erstmals auch die Gymnasien bei der Förderung von Ganztagsangeboten einbezogen, sagte der FDP-Politiker.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Henry Tesch (CDU) sieht sich in seinen "bildungspolitischen Schwerpunktsetzungen" bestätigt. Er verwies darauf, dass Mecklenburg-Vorpommern alle Grundschulkinder durch zusätzlichen Leseunterricht fördere. Seit Beginn des Schuljahres sei Lesen zudem ein verbindlicher Förderschwerpunkt der fünften bis siebten Klassen.