Hamburg. Im Frühjahr 2011 werden deutsche Arbeitnehmer mehr Konkurrenz aus den osteuropäischen Ländern bekommen. Ab dem 1. Mai gilt für acht weitere EU-Länder die sogenannte Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Beschäftigte etwa aus Polen, Litauen oder Tschechien können sich dann ohne Einschränkung im deutschen Arbeitsmarkt bewegen. "Wir rechnen bundesweit mit bis zu 140 000 Arbeitnehmern aus Osteuropa, die bald nach Deutschland ziehen könnten", sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Rolf Steil, dem Abendblatt. Nach Hamburg dürften "2500 bis 3500 Jobsuchende im Jahr" kommen. Allein aus Polen erwarten die Hansestadt und Schleswig-Holstein in den nächsten vier Jahren 12 000 Zuzügler.

Im Norden sind insbesondere die Baufirmen, das Handwerk und die Verkehrsbranche in Sorge vor neuen preisaggressiven Wettbewerbern. Die Gewerkschaft Ver.di warnt vor Billiglöhnen etwa in der Pflege oder der Gastronomie. Auch in der gesamten Zeitarbeitsbranche droht eine neue Dumping-Welle. Einzelne Firmen öffnen bereits Büros in Polen. Ab dem kommenden Frühjahr können sie polnische Arbeitnehmer dann auf dem deutschen Markt vermitteln - zu polnischen Löhnen. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) setzt sich daher jetzt auch für einen Mindestlohn für alle Leiharbeiter ein. Der Koalitionspartner FDP sperrt sich aber noch gegen diesen Vorstoß.