Studie: Zahl der Altersverwirrten wird sich drastisch erhöhen. Kostenexplosion befürchtet

Berlin. Die zunehmende Zahl altersverwirrter Menschen wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Pflegeversicherung. Die Zahl der Demenzkranken werde sich von derzeit 1,2 Millionen bis zum Jahr 2060 auf 2,5 Millionen mehr als verdoppeln, geht aus dem gestern in Berlin vorgelegten Pflegereport der Barmer GEK hervor. Das entspreche dann einem Anteil von 3,8 Prozent der Bevölkerung. Im Jahr 2030 würden 1,8 Millionen Menschen in Deutschland dement sein, errechnete das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen im Auftrag von Deutschlands größter Krankenkasse. Jeder dritte Mann und fast jede zweite Frau müssten damit rechnen, dement zu werden. Bei 29 Prozent der männlichen und 47 Prozent der weiblichen Verstorbenen über 60 Jahren habe im Jahr 2009 vor dem Tod eine Altersverwirrtheit vorgelegen.

"Mehr als jeder Dritte muss im Verlauf seines Lebens mit einer Demenz rechnen", sagte Barmer-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. Weitere Reformen seien daher notwendig. "Mit der Entwicklung demenzieller Erkrankungen stoßen wir in eine neue Pflegedimension vor."

Mit der Zunahme von Demenzkranken steigt vor allem der Pflegeaufwand. 40 und 70 Prozent der pflegebedürftigen Dementen wird in Heimen versorgt. Rund 20 Prozent der pflegebedürftigen Dementen haben Pflegestufe III. Normalerweise liegt der Anteil der Patienten mit der höchsten Einstufung unter allen Pflegebedürftigen bei zwölf Prozent. Die monatlichen Aufwendungen der Sozialversicherung für Demente liegen im Durchschnitt um 800 Euro höher als bei nicht dementen Personen im gleichen Alter.

Gesundheitsminister Philipp Rösler plant für 2011 eine Reform der Pflegeversicherung. Ziel der schwarz-gelben Koalition ist es, die Versorgung von Demenzkranken zu verbessern.

Kritisch äußerte sich die Barmer GEK zur geplanten ergänzenden Finanzierung der Pflegeversicherung über eine Kapitaldeckung, bei der jeder Bürger eine eigene Rücklage ansparen soll, wie Rösler vorgeschlagen hatte. Schlenker plädierte dafür, das Pflegerisiko weiter komplett über Beiträge abzusichern. So sei nicht nur eine solide Finanzierung sichergestellt, sondern auch die individuelle Leistungsfähigkeit der Versicherten werde unter fairer Beteiligung der Arbeitgeber berücksichtigt.