Rätsel um Bombenalarm vor Air-Berlin-Flug von Namibia nach München

Hamburg/Mainz. Nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Innenministers Karl Peter Bruch (SPD) gibt es "konkrete Hinweise" darauf, dass vor allem die Großstädte Berlin, München und Hamburg Ziel von Terroranschlägen werden könnten. Auch der Großraum des Ruhrgebiets sei ein mögliches Ziel, sagte Bruch gestern im Südwestrundfunk. "Da sind wir dran, um Näheres zu erfahren", sagte er. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte am Mittwoch in Berlin erklärt, die Bundesregierung habe deutliche Indizien dafür, dass für Ende des Monats in Deutschland ein Anschlag geplant sei. Kurz darauf hatten Bund und Länder die Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an Bahnhöfen und öffentlichen Gebäuden verschärft.

Gestern Abend äußerte sich de Maizière erstmals zu einem möglichen Anschlagsszenario. Die Sicherheitsbehörden seien auf verschiedene mögliche Planungen vorbereitet, sagte er im ZDF. "Die, auf die wir uns im Wesentlichen vorbereiten, ist, dass Terroristen von außen in das Land kommen und ohne Vorwarnung in einem Gebäude oder an einem sichtbaren Platz einen Anschlag begehen, wissend, dass sie das im Zweifelsfall nicht überleben werden." Dies sei ein ähnliches Szenario wie bei den Anschlägen 2008 in Mumbai.

Zuvor hatte der Fund eines verdächtigen Gepäckstücks am Flughafen von Windhuk in Namibia für einen Sicherheitsalarm gesorgt. Es sollte ersten Erkenntnissen zufolge mit einem Air-Berlin-Flugzeug nach München transportiert werden. Wie das Bundeskriminalamt mitteilte, seien beim Durchleuchten einer Tasche Batterien sichtbar geworden, die über Kabel mit einem Zünder und einer laufenden Uhr verbunden waren. Kriminaltechniker müssten nun klären, ob es sich um eine Bombe oder Teile davon handelt.

Zu diesem Vorfall äußerte de Maizière sich gestern am Rande der Innenministerkonferenz in Hamburg. Die Kontrollen hätten auf jeden Fall funktioniert, lobte er. Dass es sich um einen funktionsfähigen Zünder für einen Sprengsatz handelt, könne er noch nicht bestätigen. Am Abend verdichteten sich Hinweise, dass es sich um eine Attrappe gehandelt haben könnte.

De Maizière wandte sich dagegen, angesichts der erhöhten Terrorgefahr vorschnell nach neuen Sicherheitsgesetzen zu rufen. Mit Blick auf den Streit um die Vorratsdatenspeicherung betonte er: "Das ist jetzt nicht die Stunde, auf dem Rücken dieses Themas rechtspolitische Auseinandersetzungen zu verschärfen oder abzumildern." Die Minister bäten die Menschen, ihre "Lebensgewohnheiten" wie gewohnt weiterzuführen und "friedlich" miteinander umzugehen.

Dagegen rief Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die Berliner ungewöhnlich konkret zur Wachsamkeit gegenüber mutmaßlichen Terroristen auf. Auf arabisch sprechende Menschen solle man besonderes Augenmerk haben, forderte Körting im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Wenn jemand in der Nachbarschaft wahrnehme, "dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder ähnlich und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist".