Offenbar Al-Qaida-Terroristen unterwegs nach Deutschland. Auch in Hamburg Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Berlin/Hamburg. Radikale Islamisten planen nach Erkenntnissen der Bundesregierung in den kommenden zwei Wochen Terroranschläge in Deutschland. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ging gestern erstmals mit einer konkreten Anschlagswarnung an die Öffentlichkeit und kündigte verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Grenzen an.

Der Minister sagte, nach Hinweisen ausländischer Partner und eigenen Erkenntnissen solle das "mutmaßliche Anschlagsvorhaben" Ende November in die Tat umgesetzt werden. Es gebe "Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur Hysterie". Die Bevölkerung rief er zur Wachsamkeit auf.

Bislang hatte de Maizière immer lediglich von einer "abstrakten Gefahr" gesprochen. Zu den bisherigen Erkenntnissen seien jedoch zuletzt "weitere gefährdungsrelevante Erkenntnisse und Sachverhalte" hinzugekommen. "Es gibt konkrete Ermittlungsansätze und konkrete Spuren." De Maizière sprach von einer "neuen Lage", vermied aber genaue Angaben zu möglichen Anschlagszielen oder Ermittlungserkenntnissen.

Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels" liegen den deutschen Behörden Hinweise aus den USA vor, wonach zwei bis vier Al-Qaida-Terroristen unterwegs sind, um in Deutschland und Großbritannien Anschläge zu verüben. Die amerikanischen Partner hätten vor einer knappen Woche als Datum für die zu erwartende Ankunft der Terroristen in Deutschland den 22. November genannt, hieß es in Sicherheitskreisen. Als Drahtzieher wird der aus Pakistan stammende Mohammed Ilyas Kashmiri genannt, eine der führenden Figuren der al-Qaida. Zu befürchten sei, dass die Terroristen Bahnhöfe, Flughäfen oder auch Weihnachtsmärkte und ähnliche Ziele angreifen, wo sich viele Menschen aufhalten. Dem widersprach Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Derzeit gebe es keine konkreten Anhaltspunkte für Attentatspläne auf deutsche Weihnachtsmärkte, sagte er.

Unterdessen verschärften die Bundesländer ihre Polizeipräsenz und ihre Sicherheitskontrollen massiv. In Hamburg, wo heute die Innenministerkonferenz beginnt, patrouillierten gestern schwer bewaffnete Polizisten in den Fernbahnhöfen und auf dem Flughafen. "Wir werden an besonders gefährdeten Objekten sowohl offen als auch verdeckt die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen", sagte Innensenator Heino Vahldieck (CDU). Dies solle der Vorbeugung und Abschreckung dienen. "Wir wollen Macht zeigen, aber mit Augenmaß."

Bekannt wurde, dass Polizisten jetzt auch in Fernzügen, Regional- und S-Bahnen mitfahren werden. Welche Sicherheitsvorkehrungen in den Hamburger U-Bahnen getroffen werden, wollte die Hochbahn nicht mitteilen. Auch Hamburgs Weihnachtsmärkte werden in diesem Jahr verstärkt überwacht. Die Beamten sollen dabei aber Zurückhaltung üben, hieß es.