Frank Bsirske lässt sich zu beleidigender Geste hinreißen

Dortmund. Es war ein weiter Weg in der Stilgeschichte der politischen Auseinandersetzung von Stefan Effenberg zu Frank Bsirske. War der ehemalige Nationalspieler Effenberg 1994 mit dem Fußballvolk nicht zufrieden und zeigte den Mittelfinger, so hat sich Bsirske, 58, nun die Mächtigen ausgesucht. Der Vorsitzende der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft mit dem harmonischen Titel Ver.di verdoppelte seinen Beleidigungseinsatz bei einer Wutrede gegen die vermeintliche soziale Schieflage. Bsirske zeigte beide Mittelfinger - und man war froh, dass er nicht noch eine dritte Hand aus der Tasche zauberte.

"Unten belasten und oben entlasten - das ist der falsche Weg", schimpfte Bsirske in der an Protestgeschichte reichen Dortmunder Westfalenhalle. Das Sparpaket der Bundesregierung, die Rente mit 67 und niedrige Löhne müssten die kleinen Leute schultern. Andererseits sei Deutschland eine Steueroase für Vermögende. Die Spitzengehälter, Unternehmensgewinne, der Aktienhandel und große Erbschaften würden nicht stark genug besteuert.

Bsirskes Mittelfinger richteten sich konkret gegen Vorstände der Hypo Real Estate, die Hunderttausende an Pensionen erhalten. Bei Spitzengehältern, Unternehmensgewinnen und Aktien kann Bsirske selbst mitreden. Er sitzt im Aufsichts- und Verwaltungsrat des Energiekonzerns RWE, der Lufthansa und der KfW-Bankengruppe.