Nikolaus Schneider ist mit großer Mehrheit zum neuen EKD-Ratsvorsitzenden – und zum Nachfolger von Margot Käßmann - gewählt worden.

Hannover. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider ist neuer Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Kirchenparlament wählte den 63-Jährigen in Hannover zum EKD-Ratsvorsitzenden. Dieser repräsentiert die knapp 25 Millionen Protestanten in Deutschland. Schneider erhielt 135 von 144 Stimmen. Er tritt die Nachfolge von Hannovers Ex-Bischöfin Margot Käßmann (52) an, die nach einer Alkoholfahrt im Februar zurückgetreten war. Seitdem stand Schneider bereits kommissarisch an der EKD-Spitze. Zum Vize-Vorsitzenden wurde der sächsische Landesbischof Jochen Bohl mit 113 Stimmen gewählt. Schneider ist bekannt für sein soziales und politisches Engagement.

Deutliche Kritik kam von ihm zuletzt am Atomkurs der Bundesregierung und am Afghanistan-Einsatz. Um künftig wieder mehr Menschen für die Kirche zu gewinnen, müsse diese verständlicher von Gott sprechen, hatte Schneider angemahnt.„Entscheidend für uns wird es sein, ob es uns gelingt, so von Gott zu reden, dass die Menschen uns verstehen, dass es einladend ist“, sagte Schneider vor der Synode. Die künftigen Aufgaben des Kirchenchefs sind nicht leicht: Schrumpfende Mitgliederzahlen und Finanzen sowie eine in weiten Teilen weltliche Gesellschaft – die Kirche in Deutschland steckt weiterhin in der Krise. Deshalb hatte die evangelische Kirche 2007 eine Reform ihrer Strukturen angestoßen, deren weitere Moderation auch Aufgabe von Schneider sein wird. Unter anderem geht es um die Qualität kirchlichen Handelns, aber auch um die künftige Gestalt der Kirche auf dem Lande, wo nicht jede Gemeinde erhalten werden kann.

Schneider hat bereits signalisiert, auch seinen Stellvertreter stärker in die Führungsarbeit einzubinden. Dies hat nicht nur mit einer Entlastung an der Kirchenspitze zu tun. Bohl ist ein Vertreter der in Ostdeutschland nur noch schwach vertretenen Kirche. Von ihm wird ein Beitrag auch zum innerkirchlichen Zusammenwachsen von Ost und West erwartet.

Die Synode und die Kirchenkonferenz der EKD hatten den 63 Jahre alten Schneider zuvor in Hannover mit großer Mehrheit zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt. Schneider tritt damit die Nachfolge von Margot Käßmann an, die im Februar nach einer Alkoholfahrt zurückgetreten war und deren Amt er zunächst kommissarisch weitergeführt hatte.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat Schneider zur Wahl zum neuen Ratsvorsitzenden der EKD gratuliert. Zollitsch übermittelte Schneider in einem Brief „in ökumenischer Verbundenheit mit großer Freude“ die herzlichen Glück- und Segenswünsche der Bischofskonferenz. Der Erzbischof würdigte den rheinischen Präses als einen „fest im Glauben verwurzelten Christen“. Beeindruckend sei sein „geschärfter Blick für die sozial Benachteiligten in unserer Gesellschaft“. Zollitsch lobte, dass Schneider bei aller Konzilianz und Freundlichkeit nicht davor zurückscheue, „ein klares und deutliches Wort zu sprechen, wo es Ihnen von der Sache her geboten scheint“. Gerade im Hinblick auf die Ökumene stünden die Kirchen „vor schwierigen Aufgaben“. Er betonte: „Zu dem Weg der Ökumene, auf dem wir einander auch Zumutung sind, gibt es keine Alternative.“ Der Erzbischof warb dafür, diesen Weg weiter gemeinsam zu gehen und „als gleichberechtigte Partner den Dialog in ehrlicher und konstruktiver Weise“ weiterzuführen.