Familienministerin macht Front gegen ein Verbot von Gentests an Embryonen

Berlin. Angela Merkel hat sich festgelegt. Gentests an Embryonen, die im Reagenzglas erzeugt wurden, sollen gänzlich verboten werden. Und die Begründung der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden klang zwingend. "Eines Tages müssen sich erbkranke Menschen rechtfertigen, weil manche glauben, das hätte doch alles verhindert werden können", sagte sie. "Aus diesem Grund komme ich persönlich zu der Haltung, dass wir es von Anfang an gar nicht erlauben sollten."

Doch in der CDU wächst der Widerstand gegen Merkels Haltung. An die Spitze hat sich Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gesetzt. "Jeder Abgeordnete steht hier vor einer Gewissensentscheidung", sagte sie abendblatt.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts. Zwar werde der CDU-Bundesparteitag Mitte November in Karlsruhe einen Beschluss fassen. Aber sie werde sich nicht anmaßen, die Entscheidung für diesen Beschluss für bindend zu erklären. "Ich werde im Bundestag gegen ein Verbot stimmen", kündigte Schröder an.

Die Ministerin präzisierte ihre Position. "Ich bin für eine Zulassung der Präimplantationsdiagnostik, allerdings in sehr engen Grenzen", betonte sie. "Wir sprechen hier von wenigen 100 Fällen im Jahr. Es geht nicht darum, das Kind nach eigenen Wünschen zu designen. Dafür ist eine künstliche Befruchtung auch viel zu belastend. Paare, die auf natürliche Weise Kinder bekommen können, werden dieses Verfahren nicht massenweise auf sich nehmen, um Designerbabys zu kreieren."

Bei den Embryonen, die nach einem Gentest nicht in den Mutterleib eingesetzt werden, kann es sich nach Überzeugung der Familienministerin nur um solche mit sehr schwerwiegenden Erbkrankheiten handeln. "Dabei muss man sich vor Augen führen, was eine Totgeburt im siebten oder achten Monat für ein Paar bedeutet. Oder was es für ein Paar bedeutet, sein Kind sicher im ersten oder zweiten Lebensjahr wieder zu verlieren", sagte Schröder. "In meiner persönlichen Abwägung komme ich da zu dem Schluss, dass es für die befruchtete Eizelle keinen absoluten Schutz geben kann." Im Übrigen dürfe man nicht zweierlei Maß anlegen, fügte die 33 Jahre alte CDU-Politikerin hinzu. "Auch mit der Spirale oder der Pille danach können befruchtete Eizellen abgetötet werden. Wer die befruchtete Eizelle unter absoluten Schutz stellt, der muss also auch die Spirale und die Pille danach verbieten."

Der Bundesgerichtshof hatte im Juli Gentests und die Aussonderung genetisch belasteter Embryos vor ihrer Einpflanzung in die Gebärmutter für zulässig erklärt. Kritiker der Präimplantationsdiagnostik, zu denen neben der Kanzlerin auch Unionsfraktionschef Volker Kauder und der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU gehören, argumentieren, dass der Eingriff gegen das Lebensrecht verstoße und die Auswahl von Babys ermögliche. Sie streben daher ein gesetzliches Verbot an.

Gegen ein Verbot wenden sich neben Familienministerin Schröder auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen sowie die Staatssekretäre Ursula Heinen, Peter Hintze, Katherina Reiche und Ole Schröder (alle CDU). Sie haben die FDP an ihrer Seite.