Bundesinnenminister stellt Verbindung zu Briefbomben-Serie in Athen her. Auch Anschlagsversuch auf deutsche Botschaft.

Berlin. Die Hausherrin bekam von der Aufregung im Postüberprüfungsraum des Kanzleramtes nichts mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war auf Staatsbesuch in Belgien, als das an sie persönlich adressierte Päckchen nach der Abgabe durch den Paketdienst UPS bei der Routinekontrolle auffiel. Wenig später waren Experten des Berliner Landeskriminalamts vor Ort und setzten ein Spezialfahrzeug ein, mit dem aus sicherer Entfernung verdächtige Gegenstände gesprengt werden können. Das Päckchen wurde dann mit einer Wasserkanone zerschossen. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand.

Vor den Toren des Kanzleramtes war von den Maßnahmen auf dem Gelände nichts zu bemerken. Weder wurde die Sicherheit erhöht noch das Gebäude evakuiert. Auch verzichtete die Regierung darauf, einen Krisenstab zu bilden. Nur die Poststelle im Kanzleramt wurde vom Bundeskriminalamt zwischenzeitlich geschlossen. Gegen 15.30 Uhr soll der Einsatz beendet gewesen sein.

Kurze Zeit später sickerte aus Sicherheitskreisen durch, dass in dem Paket ein Sprengmaterial gefunden wurde. Später konkretisierten sich die Beschreibungen: Es habe sich um einen schnell explosionsfähigen Stoff gehandelt, der Feuer und Brandverletzungen auslösen könne. Andere Quellen ließen wissen, dass das Paket Schwarzpulver enthalten habe. Am Abend sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU), die genaue Art des Sprengstoffs sei nicht endgültig ermittelt. Dieser hätte aber "nicht unerheblichen Schaden anrichten können".

Zur Herkunft des Pakets verwies de Maizière auf Griechenland und die dortige Serie von Paketbomben. "In diesem Zusammenhang fügt sich die heutige Situation im Kanzleramt ein." Das Paket sei vor zwei Tagen von Griechenland nach Deutschland versandt worden. Die in ihm gefundene sprengfähige Vorrichtung entspreche der "gleichen Bauart" wie das Päckchen, das am Mittag in der Schweizer Botschaft in Athen explodiert sei. Dort hatte sich beim Entfernen der Verpackung der Inhalt in einer Stichflamme entzündet, teilte das schweizerische Außenministerium mit. Verletzt wurde dabei niemand.

In Athen hatte die Polizei am Montag zwei verdächtige Männer festgenommen. Bei ihnen wurden zwei Briefbomben mit Schwarzpulver gefunden, von denen eine an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy adressiert war. Die beiden sollen Mitglieder der autonomen Untergrundorganisation "Konspiration der Zellen des Feuers" sein. Die Gruppe macht schon seit drei Jahren mit Bombenanschlägen auf Banken und Regierungsgebäude sowie Filialen ausländischer Firmen auf sich aufmerksam. Unklar ist, ob sie mit der Sendung ins Kanzleramt zu tun haben.

Nach Polizeiangaben war auch ein Paket an die deutsche Botschaft adressiert. Die deutschen Diplomaten nehmen jedoch aus Sicherheitsgründen inzwischen keine Pakete von Kurierdiensten mehr an. Sprengstoffexperten entschärften das für die deutsche Botschaft bestimmte Paket mit einer kontrollierten Explosion im Hinterhof des Kurierdienstes, teilte die Polizei mit.

Am Vormittag hatten auch Angestellte der bulgarischen und der russischen Botschaften in Athen verdächtige Pakete entdeckt. Sprengstoffexperten der Polizei entschärften das Paket im Hof der bulgarischen Botschaft mit kontrollierter Explosion. Das Paket in der russischen Botschaft entzündete sich mit einer Stichflamme. Verletzt wurde auch hierbei niemand.