Die forsche Fraktionschefin will Bürgermeisterin in Berlin werden. Und sie schlägt Christian Wulff und Abdullah Gül für den Karlspreis vor.

Berlin. Sie stammt aus Recklinghausen im Ruhrgebiet, ist längst heimisch geworden in Berlin, weil sie dort als Sozialarbeiterin, Juristin und Verbraucherministerin im Kabinett von Kanzler Gerhard Schröder arbeitete. Sie hat die flinkeste Zunge der deutschen Parteigrößen und einen Auftritt wie Bolle. Jetzt will Renate Künast (54), Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, offenbar tatsächlich Bürgermeisterin von Berlin werden. Sie soll im Herbst kommenden Jahres Spitzenkandidatin der Grünen für die Senatswahl in Berlin sein und – so die Hoffnung – den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ablösen.

Am 5. November, das berichten „taz“ und „Berliner Morgenpost“, will Künast ihre Kandidatur gegen Wowereit offiziell bekanntgeben . Die berichte beziehen sich auf eine Einladung des Berliner Grünen-Landesverbandes. Darin wird offiziell für diesen Tag zu „einem erweiterten Mitgliederabend mit Renate Künast“ ins Museum für Kommunikation eingeladen. Weder die Grünen im Abgeordnetenhaus noch die Bundestagsfraktion der Grünen wollten sich offiziell zu den Berichten äußern.

Unterdessen hat Künast vorgeschlagen, die Präsidenten Deutschlands und der Türkei gemeinsam mit dem Karlspreis auszuzeichnen. Künast sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die Staatsoberhäupter hätten in der Integrationsdebatte Sätze geprägt, die ungeheure Schlagkraft entwickelten. Man müsse die Reden von Bundespräsident Christian Wulff und des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül zusammen sehen. Mit ihren übereinstimmenden Äußerungen zur Religionsfreiheit hätten Wulff und Gül Mut bewiesen. Sie hätten Türen aufgestoßen für eine europäische Verständigung und ein friedliches Zusammenleben. „Für diese Leistung haben sie den Karlspreis verdient“, sagte Künast.

Der Internationale Karlspreis zu Aachen, der 1950 erstmals vergeben wurde, ist der älteste und bekannteste Preis, mit dem Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben.