Peking. "Ich mahne zu Besonnenheit." Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat davor gewarnt, China wegen Menschenrechtsverletzungen scharf zu kritisieren. "Mit den Chinesen muss man aus alter Erfahrung sehr vorsichtig umgehen und die Dinge auch manchmal umschreiben", sagte Ramsauer im Abendblatt-Interview. "Man hat schlicht und einfach zu akzeptieren, dass man Chinesen aufgrund ihrer kulturellen Prägung niemals einen Gesichtsverlust zufügen darf." Angesichts von Protesten gegen die Inhaftierung des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo sagte er: "Als westlicher Demokrat hat man anzuerkennen, dass sich China nicht von heute auf morgen wandeln kann."

Ramsauer hält sich derzeit zu Regierungsgesprächen in China auf. "Die chinesische Seite hat das Nobelpreisthema nicht angesprochen", berichtete er. "Im kleinen Kreis habe ich Fragen von Freiheit und Menschenrechten in geeigneter Form zur Sprache gebracht." Dies sei akzeptiert worden. Den Wandel, den man sich wünsche, könne man nur durch Handel erreichen, betonte Ramsauer.

Am Sonntag wird der Verkehrsminister die muslimische Unruheprovinz Xinjiang besuchen. Der Aufstand mit annähernd 200 Toten vor einem Jahr habe "weniger politische Gründe" gehabt, sagte er. "Uns muss es darum gehen, die Region zu stabilisieren. Dann kann auch die Zentralregierung die Zügel lockerer lassen. Materieller Wohlstand wird dazu beitragen."