Stuttgart 21-Gegner glauben nicht an Erfolg Geißlers. Verletzter Demonstrant bleibt sehbehindert

Stuttgart. Angesichts verhärteter Fronten sehen Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 die Chancen für Schlichter Heiner Geißler schwinden. Der Sprecher der sogenannten Parkschützer, Fritz Mielert, sagte gestern dem Rundfunk Berlin-Brandenburg, Schlichtungsgespräche mit der Bahn und Baden-Württembergs CDU/FDP-Landesregierung seien nur denkbar, "wenn während dieser Gespräche keine weiteren Fakten geschaffen werden".

Bahnchef Rüdiger Grube und die Landesregierung lehnen aber einen vollständigen Bau- und Vergabestopp ab. "Ich gehe im Moment nicht davon aus, dass es Herr Geißler schafft, bis Freitag diesen Konflikt aus der Welt zu schaffen", sagte Mielert.

Geißler schloss gestern seine Sondierungsgespräche in Stuttgart ab. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) appellierte an alle Beteiligten, Geißler in seiner Vermittlungsarbeit zu unterstützen. Ein Termin für ein Vermittlungsgespräch stehe nicht fest, sagte ein Sprecher des Staatsministeriums.

Angesichts des aktuellen Streits zeigte Geißler sich skeptisch, ob Großprojekte wie Stuttgart 21 in Zukunft noch realisiert würden. "Die Politik wird gezwungen sein, nicht nur die technologischen und ökonomischen Vorteile zu sehen, sondern auch die Auswirkungen auf die Menschen zu berücksichtigen", sagte er.

Schwere Folgen hat der umstrittene Polizeieinsatz vor zwei Wochen für den dabei verletzten Stuttgart-21-Gegner Dietrich Wagner: Er bleibt seinen Ärzten zufolge auf einem Auge blind.

Beim Einsatz eines Wasserwerfers habe er Prellungen auf beiden Augen erlitten und werde noch stationär behandelt, sagte eine Sprecherin des Stuttgarter Katharinenhospitals. Auf einem Auge werde der Rentner keine Sehfähigkeit mehr erreichen. Auf dem anderen könne er nach zwei Operationen Menschen grob erkennen. Es bestehe die Hoffnung, dass hier zumindest so viel Sehfähigkeit zurückkehre, dass er wieder einigermaßen selbstständig werde und etwa ohne Begleitung gehen könne.