Spektakulärer Protest gegen das Energiekonzept der Bundesregierung. Aber ein Kraftwerk im Norden durchkreuzte die Greenpeace-Aktion.

Hamburg. An allen zwölf Standorten von Atomkraftwerken in Deutschland demonstrieren Greenpeace-Aktivisten seit dem frühen Dienstagmorgen gegen die heutige Kabinettsentscheidung für längere Laufzeiten. Sie projizieren dabei den Slogan „Atomkraft schadet Deutschland“ an die Reaktoren und Kühltürme der Kraftwerke. Greenpeace forderte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, seine Zustimmung zu den Novellen des Atomgesetzes zu verweigern.

Die Umweltschützer verlangen die Abschaltung der sieben ältesten Reaktoren sowie des nach Pannen stillstehenden Meilers Krümmel in Schleswig-Holstein und einen endgültigen Atomausstieg bis 2015. Das Bundeskabinett will heute das Energiekonzept mit den längeren Atomlaufzeiten beschließen . Die Laufzeiten der sieben vor 1980 ans Netz gegangenen Atommeiler sollen um acht, die der anderen zehn Anlagen um 14 Jahre verlängert werden. Dafür will die Regierung im Gegenzug rund 30 Milliarden Euro von den zusätzlichen Gewinnen der Betreiber abschöpfen. Damit würde das letzte Atomkraftwerk nicht vor dem Jahr 2036 vom Netz gehen. SPD und Grüne hatten 2002 im Atomgesetz einen Ausstieg bis 2022 vereinbart.

Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer sagte: „Die Gefahr der radioaktiven Verseuchung durch einen schweren Reaktorunfall ist nicht gebannt. Es wird immer mehr hoch radioaktiver Atommüll produziert, für den es kein Endlager gibt.“ Eine Laufzeitverlängerung würge zudem die erneuerbaren Energien ab .

„Das sogenannte Energiekonzept der Bundesregierung ist nicht mehr als die Verpackung für ein milliardenschweres Geldgeschenk an die Atomkonzerne.“ Röttgen müsse auf sein Gewissen hören und gegen diese Politik stimmen.

In Brunsbüttel ergriffen die Kraftwerkbetreiber allerdings Gegenmaßnahmen zu den Protesten. Sie strahlten die Reaktoren und Kühltürme selbst so hell an, dass der Spruch der Aktivisten nicht zu lesen war, sagte Greenpeace-Pressesprecherin Cornelia Deppe-Burghardt.