Hamburg. Die SPD muss nach Ansicht des früheren Bundesfinanzministers Peer Steinbrück ihr Profil deutlich verändern. Der Versuch, nur der Interessenlage der klassischen Arbeitnehmer und der "Geknechteten der Welt" zu entsprechen, werde nicht mehr ausreichen, sagte Steinbrück gestern bei der Präsentation seines neuen Buchs "Unterm Strich" in Hamburg. Die SPD müsse sich öffnen und stärker etwa auf die jüngere Generation oder Existenzgründer zugehen. Auch sollte sie ihre Personalfindung überdenken.

"Eine Möglichkeit wäre eine stärkere Beteiligung der Basis bei der Auswahl des Führungspersonals", sagte Steinbrück dem Abendblatt. Dabei denke er an ein Vorgehen nach dem Muster der US-Vorwahlen. Auch inhaltlich sei eine Richtungsänderung nötig: "Der Staat sollte eher in Bildung investieren und die soziale Infrastruktur stärken, als bloß die individuellen Transferzahlungen zu erhöhen." Fragen, ob er in der SPD ein Comeback anstrebe und für ein Spitzenamt kandidieren wolle, ließ Steinbrück unbeantwortet. Er werde sich nicht ungefragt einmischen, aber "ich stehe zur Verfügung, wenn ich gerufen werde". Über den neuen Hamburger Senat sagte Steinbrück: "Wenn ich mir die Riege der bisherigen Hamburger Bürgermeister wie zum Beispiel Klaus von Dohnanyi oder Henning Voscherau ansehe, habe ich nicht das Gefühl, dass Hamburgs Regierung derzeit in der Champions League spielt."