In der TV-Sendung “Hart aber fair“ beharrte er gestern Abend aber auf seinen Thesen

Hamburg. Er hätte es so einfach haben können. Denn trotz aller Aufregung um Thilo Sarrazins umstrittene Thesen - alle Gäste von Frank Plasbergs TV-Sendung "Hart aber fair" (ARD) gestern Abend waren derselben Meinung wie Sarrazin. Ja, es gebe Schwierigkeiten mit der Integration, sagte die türkischstämmige Fernsehmoderatorin Aydan Sevindim. Und ihr Kollege Michel Friedman sagte: "Es gibt Parallelgesellschaften in Deutschland."

Sarrazin hätte sich zurücklehnen können, zufrieden darüber, eine Debatte angestoßen zu haben. Eine Debatte über die Frage, warum es Bevölkerungsschichten in Deutschland gibt, die sich nicht einfinden können in die Gesellschaft. Vielleicht wäre sogar eine Lösung herausgekommen. Unglücklicherweise - so mussten Plasberg-Zuschauer denken - hat Sarrazin vor dieser Debatte ein Buch geschrieben.

Darin zeichnet der Bundesbankvorstand das Bild von einem Deutschland, in dem im nächsten Jahrhundert etwa 75 Prozent der Bevölkerung ausländischer Abstammung sind und nur eine niedrige Intelligenz haben. Dabei argumentiert Sarrazin genetisch und statistisch - und musste im Laufe der Sendung eingestehen, dass er kein Fachmann für Genetik und Statistik ist. Nicht nur das: Fernseheinspieler zeigten, dass Sarrazins Thesen oft fehlerhaft sind. Trotzdem beharrte der fast trotzig auf der Richtigkeit seiner Aussagen. Seine Aussagen zu Genen der Juden? "Eine Dummheit" - aber sachlich nicht falsch. Da entfuhr es dem Politologen Arnulf Baring: "Dieser Biologismus ist doch der Sache nicht dienlich." Und SPD-Urgestein Rudolf Dreßler fasste zusammen: "Diese Ausflüge in Pseudowissenschaften schaden der eigentlich wichtigen Sache und schüren Ängste." Zurück blieb der Eindruck, dass Thilo Sarrazin die Provokation mehr sucht als die Lösung.