Guttenberg: Interessierte sollen Bundeswehr testen können

Berlin. Der Verteidigungsminister hatte ein neues Thema gesetzt, noch bevor er zu den Truppen in Afghanistan abflog, um sich am Wochenende gemeinsam mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ein Lagebild zu verschaffen: In der "Bild am Sonntag" schlug Karl-Theodor zu Guttenberg vor, dass angehende Soldaten künftig zunächst ein halbes Jahr lang unter Vorbehalt bei der Truppe für eine Art "Schnupperpraktikum" anheuern können sollen: "Wir können uns eine Probezeit beim Bund vorstellen. Nach sechs Monaten kann dann jeder sagen, Soldatsein ist nichts für mich. Und umgekehrt kann die Bundeswehr entscheiden: Dieser junge Mann passt nicht zu uns", sagte der CSU-Politiker. Die Maßnahme soll offenbar dazu dienen, dem befürchteten Mangel an Freiwilligen vorzubeugen, wenn die Wehrpflicht wie von Guttenberg geplant ausgesetzt wird, und gleichzeitig dazu beitragen, die wegen seiner Reformpläne um die Verankerung der Armee im Volk besorgte CDU/CSU zu beruhigen. Zwischen 7000 und 15 000 Freiwillige werden in Zukunft benötigt. "Wir brauchen auch in Zukunft junge Männer und Frauen, die kürzer dienen, das heißt zwischen zwölf und 23 Monaten. Denen werden wir ein hoch attraktives Angebot machen", sagte der Minister. Diese Zeit sei keine "Gammelzeit", sondern könne für Qualifikationen wie den Erwerb des Führerscheins genutzt werden. Guttenberg versprach außerdem eine "ordentliche Bezahlung, Anrechnung auf Rentenversicherung, Optionen auf Studienplätze" und vieles mehr.

Auch für Abgeordnete aus der Unionsfraktion, die sich wegen seines Reformeifers bereits vor Standortschließungen in ihren Wahlkreisen fürchten, hatte Guttenberg eine Botschaft parat: "Es wird keinen Kahlschlag geben." Zuvor hatte auch der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) vor Streichungen gewarnt. Die Bundeswehr müsse in der Fläche sichtbar vertreten bleiben, sagte er der "Passauer Neuen Presse" und riet, Standorte höchstens zu verkleinern.