Politiker streiten um Alternativ-Medizin auf Kosten der Krankenkassen

Hamburg. Vor dem Hintergrund des Zehn-Milliarden-Lochs bei den gesetzlichen Krankenkassen ist eine heftige Diskussion um die Erstattung von Naturmedizin ausgebrochen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte im "Spiegel", homöopathische Leistungen nicht mehr von den Kassen bezahlen zu lassen. Mittlerweile erstatteten bereits mehr als die Hälfte aller Kassen solche Therapien. Auch der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses aus Ärzten und Krankenkassen, Rainer Hess, hält die Situation für "extrem unbefriedigend". Es gebe bisher keinen klaren Nutzennachweis für die Homöopathie.

Hamburgs Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) sagte dagegen dem Abendblatt: "Von Leistungskürzungen halte ich nicht viel. Die Bevölkerung will nicht, dass bisherige Leistungen im Gesundheitswesen gekürzt werden oder plötzlich wegfallen. Was wir nicht brauchen, ist ein Wettbewerb um Sparvorschläge, bei dem schließlich jeder auf den anderen zeigt." Auch Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will den Kassen Freiraum lassen. Der Verband der Pharmazeutischen Industrie erklärte, die Kosten für homöopathische Medikamente seien verschwindend gering. Zehntausende Patienten hätten mit der Alternativ-Medizin gute Erfahrungen gemacht.