Eine Mehrheit ist mit Christian Wulff zufrieden, mit der Regierung aber nicht

Hamburg. Kurz nach seiner Wahl zum neuen Bundespräsidenten kann sich Christian Wulff (CDU) über glänzende Umfragewerte freuen: 72 Prozent der Deutschen glauben, Wulff werde ein guter Präsident sein, und sogar 79 Prozent begrüßen, dass mit dem Niedersachsen ein jüngerer Kandidat ins Amt gewählt wurde. Überraschend sind die Werte jedoch für seinen Herausforderer Joachim Gauck. Nur 35 Prozent finden, dass der DDR-Bürgerrechtler der bessere Präsident gewesen wäre.

So gut die Zahlen für Wulff sind, so sehr hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihnen zu kämpfen: Zwei Drittel halten es für eine Blamage für die Kanzlerin, dass Wulff so viele Stimmen aus dem schwarz-gelben Lager nicht bekommen hat. 77 Prozent der Bürger glauben zudem, Merkel habe die Regierung nicht mehr im Griff. Dass Schwarz-Gelb bis zum Ende der Legislaturperiode hält, bezweifeln 62 Prozent der Befragten.

Mit diesen Werten wird neues Öl in ein Feuer gegossen, das mit dem ersten Wahlgang am Mittwoch entfacht wurde. Christian Wulff erhielt hier 44 Stimmen weniger, als Union und FDP Wahlleute in der Bundesversammlung entsandt hatten. Eine Entscheidung fiel erst nach drei Runden - der Auslöser einer Führungsdebatte um Regierung und Kanzlerin, in der mehrere CDU-Ministerpräsidenten das Kabinett kritisiert und zu einer Rückkehr zur Sacharbeit aufgefordert hatten. Auch Merkel wertete die Schlappe bei der Wahl als Aufforderung an die Regierung, die Probleme zu lösen. "Es ist eine schwierige Zeit", sagte sie im RTL-Sommerinterview. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) warnte unterdessen davor, die Führungskraft der Kanzlerin infrage zu stellen. "Wenn einer die CDU vollends in die Krise stürzen will, muss er jetzt eine Führungsdebatte um Bundeskanzlerin Merkel führen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Trotz der schlechten Meinung der Bürger über den Zustand der Regierung konnte die Union in der aktuellen Sonntagsfrage um einen Punkt zulegen. Sie kommt nun auf 33 Prozent. Die SPD würden 30 Prozent der Befragten wählen - der höchste Wert seit Februar 2008. Die FDP liegt weiterhin bei fünf, die Grünen bei 17 Prozent. Die Linke verliert einen Punkt und erreicht zehn Prozent. Rot-Grün käme demnach auf 47 Prozent und erreicht damit den besten Wert im Deutschlandtrend seit Oktober 2002.

In Sachen Beliebtheit steht Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach wie vor an erster Stelle. 70 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Dahinter folgt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit einer Zustimmung von 60 Prozent. CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble (54 Prozent), SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (53 Prozent), SPD-Chef Sigmar Gabriel (46 Prozent) und die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast (45 Prozent.) folgen dahinter. Angela Merkel kommt erst danach auf 43 und Guido Westerwelle (FDP) auf 22 Prozent bei der Zufriedenheit.