Die Frau des Staatsoberhaupts wird ihren Alltag aufgeben müssen

Berlin. Nach dem ersten Wahlgang konnte Bettina Wulff noch tapfer von der Zuschauertribüne lächeln, beim zweiten Mal blieb ihr Blick starr. Auch für die Gattin des schwarz-gelben Kandidaten war der Tag ein Kraftakt - mit einem glücklichen Ende. Morgen, beim Sommerfest des Bundespräsidenten, wird die 36-Jährige erstmals als First Lady in Erscheinung treten können. Angst vor der Rolle zeigte sie zuletzt zu keiner Zeit. Sie werde sich Rat einholen, hatte sie angekündigt. Mit einem Leben in der Hauptstadt könne sie sich schon anfreunden. Berlin sei eine tolle Stadt.

Für sie wird die Umstellung noch markanter als für den neuen Präsidenten selbst. Denn Bettina Wulff hat bisher den Alltag in Niedersachsen weitgehend abgeschirmt von öffentlichen Pflichten bestritten. Sie kennt einen Alltag, in dem sie morgens ihren sechsjährigen Sohn Leander zur Schule bringt, danach den zweijährigen Linus in die Kinderkrippe. Ein Alltag, in dem dann der Beruf kommt. Halbtags arbeitete sie bisher in der Pressestelle der Drogeriekette Rossmann, beantwortete Medienanfragen, schrieb Texte für die Kundenzeitschrift. Einzige berufliche Unterbrechung war die Babypause vor einem Jahr. Diese Pause habe sie genossen, sagt sie, aber dann "fing es an zu kribbeln - ich wollte zurück in den Job". Den Job wird sie nun aufgeben, die neue Aufgabe besteht aus Schirmherrschaften, aus Repräsentationspflichten, aus Reisen mit ihrem Mann.

Das wird sie mit ihren Vorgängerinnen verbinden. Doch wird einem manches anders vorkommen mit Bettina Wulff im Schloss Bellevue. Schon beim Sommerfest in der niedersächsischen Landesvertretung bekam man einen Eindruck davon. Die Wulffs ließen sich im Strandkorb fotografieren. Und man konnte ahnen, dass Bettina Wulff für die Medien weitaus spannender wird als die früheren First Ladies.