Bundesratspräsident Jens Böhrnsen zieht als Vertretung von Bundespräsident Horst Köhler Bilanz

Hamburg. Vier Wochen hat Jens Böhrnsen (SPD), Bremens Bürgermeister und derzeit Bundesratspräsident, als Bundespräsident amtiert. Morgen ist Schluss, dann wählt die Bundesversammlung ein neues Staatsoberhaupt zum Nachfolger des zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler. Im Hamburger Abendblatt zieht Böhrnsen Bilanz.

Hamburger Abendblatt:

Bedauern Sie, ab Mittwoch nicht mehr amtierender Bundespräsident zu sein, oder sind Sie erleichtert?

Jens Böhrnsen:

Den Bundespräsidenten zu vertreten, das ist die Pflicht aus Artikel 57 des Grundgesetzes, das kann man sich nicht aussuchen. Nie hätte ich gedacht, dass es zu einer Situation wie in den letzten 30 Tagen kommen könnte; ich habe die Aufgabe angenommen, es hat mir auch Freude gemacht. Aber es ist eine sehr kluge Entscheidung in der Verfassung getroffen, die Zeit so knapp zu halten.

An welche Situation werden Sie sich besonders gern erinnern?

Die Botschafter zu treffen, den armenischen Staatspräsidenten zu begrüßen und auch ganz besonders die vielen jungen engagierten Wissenschaftler der Humboldt-Gesellschaft im Garten des Schlosses Bellevue zu treffen, das waren sehr schöne Erlebnisse. Tief berührt hat mich die Verabschiedung Horst Köhlers am 15. Juni, nicht wegen des feierlichen Zapfenstreiches, sondern weil es emotional ein sehr bewegender Moment war.

Und an welche lieber nicht?

Eine solche Situation hat es in meiner "Amtszeit" nicht gegeben.

Können Sie sich vorstellen, das Amt noch einmal zu übernehmen?

Ich bin leidenschaftlich gerne Bremer Bürgermeister und möchte das bleiben. Die letzten 30 Tage waren ein tolles Erlebnis, aber damit können wir es auch bewenden lassen.

Wird Ihre Amtszeit als Episode in die Geschichtsbücher eingehen?

Mir reicht es, wenn die Menschen das Gefühl haben: Der hat das doch sehr ordentlich gemacht.

Alles in allem: Wie war es?

Es war spannend, es war außergewöhnlich, ich bin hervorragend begleitet worden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes - aber alles in allem: Hoffentlich bleibt diese ganz außergewöhnliche Situation ein Einzelfall.