Integrationsbericht sieht positive Entwicklung in Deutschland: Anteil von Krippenkinder mehr als verdoppelt. Weniger Hauptschüler.

Berlin. Der Name ist etwas sperrig, die Nachrichten sind allerdings gut. Wenn die Bundesregierung heute den "9. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland" verabschiedet, dann auch den Befund darüber, dass es mit der Integration in Deutschland vorangeht: So nahm der Anteil der unter Dreijährigen, die in einer Krippe betreut werden, zwischen 2008 und 2011 um 53 Prozent zu. Besuchte 2006 noch fast die Hälfte der Kinder von Zuwanderern eine Hauptschule, ist es jetzt noch rund ein Drittel. Mehr als 37 Prozent hätten einen mittleren Schulabschluss, fast jeder Zehnte mache Abitur, wie die "Welt am Sonntag" am Wochenende vorab berichtete.

Die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion und Hamburger Abgeordnete Aydan Özoguz sagte dem Abendblatt, sie sei sehr froh über die positive Entwicklung, "auch wenn sie uns zeigt, dass wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen". Entscheidend sei in diesem Zusammenhang vor allem der Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf. "Da sind wir immer noch nicht gut genug und müssen jeden Jugendlichen erreichen", forderte sie.

Etwa bei Bewerbungen für die Ausbildung oder den Job könne es nicht sein, dass Bewerber mit "fremd" klingenden Namen nachweislich schneller aussortiert würden, kritisierte sie. "Darum setze ich mich für anonymisierte Bewerbungsverfahren ein. Davon profitieren nicht nur Bewerber mit Zuwanderungsgeschichte, sondern etwa auch weibliche Bewerber, wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes jüngst im Pilotprojekt nachgewiesen hat", so Aydan Özoguz.

+++ Özil statt Sarrazin +++

Anfang des Jahres hatte - trotz der heute zu verkündenden positiven Entwicklung - der Integrationsindikatorenbericht vor einem überproportional hohen Armutsrisiko von Migranten in Deutschland gewarnt. Auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hatte Ende 2011 festgestellt, dass das Armutsrisiko bei Zuwanderern mehr als doppelt so hoch wie das der übrigen Bevölkerung. Im Jahr 2010 war jeder vierte Zuwanderer (26 Prozent) von Armut bedroht. "Das Armutsrisiko hängt in der Regel mit Arbeitslosigkeit oder prekären Beschäftigungsverhältnissen zusammen", so Özoguz. Beide Kennzahlen seien bei Migranten höher, was nachweislich jedoch nicht nur an den Migranten selbst liege.

Helfen würden größere gemeinsame Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung oder die Garantie auf einen Ausbildungsplatz für alle Jugendlichen, so die SPD-Vizechefin, die für ihre Partei seit 2009 im Bundestag sitzt. Zudem sei eine bessere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse vonnöten. "Immer noch arbeiten viele Migranten weit unter ihren Qualifikationen oder gelten beim Jobcenter als ungelernt, weil ein russisches Diplom oder ein ghanaischer Facharbeiterabschluss bei uns nicht anerkannt sind."