Das geplante Betreuungsgeld sorgt weiter für Streit. Nun wirft SPD-Chef Sigmar Gabriel der Kanzlerin vor, sie würde Milliarden verpulvern.

Berlin. Gut eine Woche nach der Geburt seiner jüngsten Tochter Marie attackiert SPD-Chef Sigmar Gabriel Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen des geplanten Betreuungsgeldes. "Anstatt endlich Geld in den Ausbau von Kitas und Krippen zu investieren, will die Regierung Merkel Milliarden für ein sinnloses und schädliches Betreuungsgeld verpulvern“, sagte Gabriel der "Bild“-Zeitung (Donnerstagausgabe).

Der SPD-Politiker forderte mehr Betreuungsplätze in Deutschland. "Die Krippenplätze sind immer noch so knapp, dass auch wir uns schon relativ lange vor der Geburt um einen Platz kümmern mussten“, sagte Gabriel. "In Magdeburg ging das noch. In meiner Heimatstadt Goslar ist das viel schwerer.“ Gabriel: "Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinkt der Westen dem Osten brutal hinterher, das kann nicht so bleiben.“ Der Staat könne sein Geld aber nur ein mal ausgeben. Entweder zwei Milliarden Euro für das Betreuungsgeld oder für die Abschaffung der Kita-Gebühren und den Ausbau der Kinderbetreuung.

Landtagswahlen sind auch Abstimmung über Betreuungsgeld

Die anstehenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Mai sind nach Ansicht Gabriels auch eine Abstimmung über das Betreuungsgeld: "Die Alternativen sind für die Wähler absolut klar: Dort die CDU mit ihrem merkwürdigen Betreuungsgeld. Und hier die SPD mit dem Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. ’Bildung von Anfang an: Kein Kind zurück lassen’ – das ist das Motto der SPD bei Hannelore Kraft in NRW und Torsten Albig in Schleswig-Holstein.“

Für den Sommer kündigte der SPD-Vorsitzende eine Pause von der Politik an, da seine Freundin Anke Stadler wieder arbeiten wolle. "Meine Lebensgefährtin ist Zahnärztin in Magdeburg. Ich nehme mir im Sommer drei Monate eine Auszeit von der Politik, um meiner Partnerin den Wiedereinstieg in ihren Beruf zu ermöglichen“, sagte er. "Danach geht unsere Tochter in eine Kindertagesstätte.“ Er selber sei in der Kita gewesen und habe sich nie vernachlässigt gefühlt.

Dennoch sei die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung in Deutschland immer noch nicht so normal, wie es in Frankreich und Skandinavien sei, sagte der Politiker weiter. "Alle Spitzenpositionen – ob in der Politik oder der Wirtschaft – drohen das Privatleben aufzufressen. Egal ob mit oder ohne Kinder.“ Menschen in Spitzenjobs entfernten sich oft nach und nach vom normalen Leben. "Mit Kindern Schularbeiten machen ist dann irgendwann genau so fremd wie einkaufen oder den eigenen pflegebedürftigen Eltern helfen.“ (dapd)