Berlins Regierungschef steht weiter in der Kritik. Erst machte er gratis Urlaub in Spanien, dann nahm er kostenlose Flüge nach London an.

Berlin. Berlins Regierender Bürgermeister Klus Wowereit (SPD) steht weiter in der Kritik. Am Dienstag bestätigte er in Berlin, dass er zwei kostenlose Flüge im Privatflugzeug des Unternehmers und Ex-Bahnchefs Heinz Dürr angenommen habe. "Heute würde ich das nicht mehr machen", verteidigte sich der Regierungschef. Nachdem er in den Jahren 2002 und 2003 zu Veranstaltungen des exklusiven Capital Club Berlin eingeladen worden sei, sei er in Dürrs Privatjet gereist. Allerdings nur, so bekräftigte es Wowereit, weil der Unternehmer "sowieso geflogen" sei. Geschäftliche Beziehungen zu Dürr hätten nicht bestanden.

Wowereit wusste offenbar schon damals, dass er sich mit der Annahme der Gefälligkeit auf dünnem Eis bewegte. Um Vorwürfen der Vorteilsnahme entgegen zu wirken, habe er privat einmal 300 und einmal 215 Euro gespendet. "Ich wollte mich nich angreifbar machen", so der Bürgermeister. Die „B.Z.“ hatte berichtet, dass der Flug im Jahr 2002 samt Übernachtung 5625 Euro gekostet haben soll.

Wowereit sagte: „Es gibt auch schöne Einladungen.“ Bei dem Treffen in London habe er auch Golf spielen können, daher habe er den Flug nicht als Dienstreise abrechnen wollen. Nach 2003 sei er nicht mehr bei den Veranstaltungen des Capital Club gewesen.

Der SPD-Politiker wird auch wegen eines kostenlosen Kurzurlaubs auf einer Finca des umstrittenen Eventmanagers Manfred Schmidt kritisiert. Dazu sagte Wowereit: „Ich bin auch ein Privatmensch und das lasse ich mir auch nicht nehmen.“ Schmidt sei ein „sehr guter Bekannter, den er seit vielen Jahren kenne. „Mich wundert, dass gänzlich ausgeschlossen wird, dass wir auch privat miteinander verkehren.“

+++ "Heute würde ich das nicht mehr machen" - Wowereit gesteht Flug im Privat-Jet +++

Schmidt gilt als eine zentrale Figur in der Affäre um den zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff. So hatte Schmidt die Lobby-Veranstaltung „Nord-Süd-Dialog“ organisiert, bei der der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff als Schirmherr fungierte. Gleichzeitig steht Schmidt im Verdacht, dem ehemaligen Wulff-Sprecher Olaf Glaeseker kostenlose Urlaube ermöglicht zu haben.

Er sei sich bewusst, dass nicht alle Einladungen nur dem Menschen Klaus Wowereit gelten würden und er viele Kontakte beruflicher Art habe, sagte der Regierende Bürgermeister. Er warnte davor, ein Klima für Politiker zu erzeugen, in dem normale gesellschaftliche Kontakte ohne Angst nicht mehr möglich seien.

Die Grünen sehen derweil weiteren Aufklärungsbedarf: Sie bleiben dabei, dass sich Wowereit dem Parlament erklären soll – am besten im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses. „Ich hoffe immer noch, dass die Regierungskoalition hier ein Einsehen hat und das doch eine gute Idee findet, mal umfassend Transparenz zu schaffen“, sagte der rechtspolitische Sprecher der Fraktion der rbb-Welle „radioeins“. (dpa/abendblatt.de)