Die Bundeskanzlerin hat Präsident Karsai ihr Mitgefühl für die Toten des Amoklaufs ausgedrückt. Außerdem thematisierte sie den Bundeswehr-Abzug.

Masar-i-Scharif/Berlin. Bei ihrem Überraschungsbesuch in Afghanistan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Probleme bei dem angestrebten Abzugsprozess der Bundeswehr bis 2014 hingewiesen. Zwar fänden etwa Gespräche im innerafghanischen Versöhnungsprozess mit den radikalislamischen Taliban statt, die aber noch keine ausreichenden Fortschritte gemacht hätten, sagte sie am Montag in Masar-i-Scharif. „Und deshalb kann ich auch noch nicht sagen, schaffen wir das bis 2013/2014“, fügte sie hinzu. „Die Kanzlerin stellt damit den Abzugsplan aber nicht in Frage“, wurde jedoch zugleich in deutschen Regierungskreisen gegenüber Reuters betont.

Ende 2014 wollen die internationalen Truppen die Verantwortung für die Sicherheit im Land vollständig an die Armee und Polizei Afghanistans übergeben und ihre Kampftverbände abziehen. Schätzungen zufolge sollen aber auch danach bis zu 40.000 Nato-Soldaten als Ausbilder oder Berater der afghanischen Armee am Hindukusch bleiben

Merkel kondoliert afghanischer Regierung

Außerdem kondolierte die Kanzlerin der afghanischen Regierung nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in der Nacht zu Sonntag, bei dem 16 Zivilisten starben - darunter neun Kinder. Vom Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif aus telefonierte Merkel am Montag mit Präsident Hamid Karsai. Dabei drückte sie dem Präsidenten ihr persönliches Beileid und das der deutschen Bevölkerung anlässlich der „schrecklichen Tat des US-Soldaten“ aus.

Merkel sagte: „Ich habe heute mit Präsident Karsai von Masar-i-Scharif aus gesprochen und ihm auch nochmal mein Mitgefühl für den gestrigen Amoklauf deutlich gemacht.“ Merkel sicherte Karsai nach Angaben des Regierungssprechers Steffen Seibert zu, die Internationale Schutztruppe Isaf werde alles unternehmen, um die Umstände der Tat aufzuklären.

Karsai habe in dem Telefonat „noch einmal betont, dass die Leistung der deutschen Soldaten im Rahmen von Isaf außerordentlich geschätzt wird“. Das gelte besonders in der Kombination mit dem zivilen Wiederaufbau. Karsai habe sie gebeten, „das den deutschen Soldaten hier auszurichten“.

Merkels vierter Besuch in Afghanistan

Merkel war am Morgen unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen zu einem nicht angekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Es ist das vierte Mal, dass sie die deutschen Soldaten dort besucht. Im Bundeswehr-Feldlager in Masar-i-Scharif informierte sie sich über den Einsatz. Zum Auftakt der Visite gedachte sie am Ehrenhain den in Afghanistan gefallenen Soldaten.

Der Besuch werde nur einen Tag dauern und sei seit längerem geplant gewesen, sagte ein Sprecher des Presse- und Informationsamtes in Berlin. Im Bundeswehr-Feldlager in Masar-i-Scharif informierte sie sich bei den Soldaten über den Einsatz. Zum Auftakt der Visite gedachte sie am Ehrenhain den in Afghanistan gefallenen Soldaten. Eine Reise in das große Bundeswehr-Camp nach Kundus sei wegen schlechten Wetters nicht möglich. Auch der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ist derzeit in Afghanistan. Er traf am Sonntag in Kabul ein. Das Programm Niebels musste wegen Schneefalls in der Region Kabul stark eingeschränkt werden.

Mit Material von dpa, rtr, und dapd