Nationale Strategie soll Erkrankungen eindämmen. Vor allem Online-Abhängigkeit nimmt zu

Berlin. Alkohol, Zigaretten und andere Drogen halten weiter Millionen Menschen in Deutschland im Griff - die Bundesregierung will nun Aufklärung und Beratung im Kampf gegen Süchte verstärken. Dafür gab das Bundeskabinett gestern nach langer Vorbereitung einer Nationalen Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik grünes Licht. Die Strategie ersetzt einen Aktionsplan von 2003.

"Es ist unser Ziel, dass Suchterkrankungen möglichst gar nicht erst entstehen", sagte die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) in Berlin. "Daher ist es wichtig, besonders Kinder, Jugendliche und Erwachsene frühzeitig mit präventiven Maßnahmen zu erreichen, vor allem in der Schule und in der Ausbildungsstätte." Kein Suchtkranker dürfe jedoch in der Menge an Hilfs- und Beratungsangeboten verloren gehen, sagte Dyckmans.

Laut dem jüngsten Drogenbericht der Bundesregierung 2011 greifen Jugendliche seltener zur Flasche, zur Zigarette oder zum Joint. Allerdings betranken sich junge Erwachsene zuletzt wieder häufiger regelmäßig.

Ein Schwerpunkt der Strategie sind die Veränderungen durch die alternde Gesellschaft. Es gebe Suchterkrankungen wie Medikamentenabhängigkeit bei Frauen, die im Alter zunähmen, sagte Dyckmans. Hier müssten Altenpfleger in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe besser sensibilisiert werden, da ältere Leute in der Regel nicht von sich aus in die Suchtberatung gingen. Auch Heroinabhängige erreichen dank besserer Therapien häufig ein hohes Lebensalter. Hier stelle sich die Frage, welche spezielle Hilfe pflegebedürftige Drogenabhängige bräuchten.

Als neuen Trend nannte Dyckmans die Onlinesucht. Bisher sei diese noch nicht als Erkrankung anerkannt. Die Bundesregierung wolle erreichen, dass eine Behandlung von den Krankenkassen übernommen werden könne.

Für die Suchtprävention stellt die Regierung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 7,25 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Der Haushalt wurde aufgrund der Sparmaßnahmen der Bundesregierung um rund eine Million Euro gekürzt.