Hamburg. "Die Antwort des Bundeskartellamts auf die Beschwerde der Verbraucherzentrale lässt an Klarheit nichts vermissen: Es gibt keine Hinweise auf Preismissbrauch." Das ist die Vattenfall-Stellungnahme zur Entscheidung des Bundeskartellamts, die Fernwärmenetze künftig für Wettbewerber zu öffnen. Und tatsächlich: Das Kartellamt konnte weder in Hamburg noch in Berlin Anzeichen für überhöhte Fernwärmepreise finden.

Laut Vattenfall sehen bundesweite Preisvergleiche die Fernwärmepreise in Hamburg im Mittelfeld. "Wir stehen in Hamburg in Konkurrenz zu Öl- und Gasheizungen und müssen uns preislich behaupten. Die Tatsache, dass die Zahl der mit Fernwärme in Hamburg versorgten Wohneinheiten 2011 erneut um rund 6000 zugelegt hat, zeigt, dass wir für unsere Kunden ein attraktives Angebot vorhalten", sagte Unternehmenssprecher Stefan Kleimeier.

Ein Angebot, das die Kunden bisher aber nur von Vattenfall bekommen können. Einen Wettbewerb innerhalb des Fernwärmemarktes gibt es nicht. Vom Bundeskartellamt heißt es dazu: "Mangels Wettbewerbs beim Betrieb des Fernwärmenetzes kann sich Vattenfall insoweit auch keine ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteile sichern."

Nun muss sich zeigen, was die Öffnung des Netzes tatsächlich bringt. Rainer Warnecke, Sprecher der Bundesnetzagentur, erwartet wie schon nach der Öffnung der Strom- und Gasnetze eine Veränderung des Marktes. "Die Öffnung von Netzen eröffnet Chancen für neue Anbieter, sich entwickeln und beim Endverbraucher über das Angebot und die Preise differenzieren zu können", so Warnecke.

Bis es so weit kommt, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Neben technischen Fragen müssen laut Ökostromanbieter Lichtblick auch noch Fragen zur Abrechnung und zur Einspeisung geklärt werden. "Das ist aber letztlich eine Frage des Willens", sagte Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. Bisher hat das Unternehmen auf sogenannte Zuhause-Kraftwerke mit einem Wärmespeicher im Keller gesetzt. "Statt gesonderter Speicher in den Häusern könnten wir künftig das Netz als Speicher benutzen", so Kampwirth. Es gehe darum, die schon vorhandene Infrastruktur für die Energiewende zu erschließen. Für Kampwirth ist klar: "Mehr Wettbewerb heißt, dass wir die Netze schneller fit kriegen für die Energiewende."

Noch hat aber kein Anbieter bei Vattenfall einen Antrag auf Zugang zum Fernwärmenetz gestellt. Lichtblick bezeichnet es aber als "klare Option". Weltmarktführer Dalkia will die Entscheidung des Kartellamts vor einer Stellungnahme zunächst prüfen. Und auch das Kartellamt stellt fest: "Beschwerden über die Ablehnung von Durchleitungsanfragen sind dem Bundeskartellamt bislang nicht bekannt."

Wie die Vattenfall Europe Wärme AG mit einer solchen Anfrage umgehen wird, ist laut Unternehmenssprecher Kleimeier noch nicht entschieden.