Bettina Wulff zeigte sich lächelnd beim Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts. Ihr erster alleiniger Auftritt 2012 war kein einfacher.

Neujahrsempfang/Hamburg. Wie selbstverständlich mischte sie sich unter die Gäste, suchte das Gespräch mit Abendblatt-Lesern und freute sich über jeden Plausch mit alten Bekannten. Bettina Wulff, die Frau des Bundespräsidenten Christian Wulff, zeigte sich lächelnd und aufgeräumt beim Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts. Für die Gattin des Staatsoberhauptes war es der erste alleinige Auftritt im neuen Jahr - aber es wurde kein leichter Termin.

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Immer wieder musste die 38-Jährige in Interviews auf die Vorwürfe gegen ihren Mann in der Kredit- und Medienaffäre eingehen. Keinen einzigen Gesprächswunsch schlug sie aus. Zur Affäre sei allerdings alles gesagt, machte Frau Wulff deutlich. Sie freue sich, in Hamburg zu sein, "in einer Stadt, in der der Bürgersinn gelebt wird". Auf die Frage, ob sie auch eine Absage erwogen habe, gab sie zu: "Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Aber dann habe ich natürlich entschieden zu kommen." Es soll wieder Alltag einkehren im Leben der Wulffs. Doch zum Anfang dieses Alltags gehörten zumindest beim Abendblatt-Empfang ein Blitzlichtgewitter und unangenehme Fragen. Für ihr Kommen zollten ihr andere prominente Gäste Respekt.

"Ich bin sehr überrascht, dass Frau Wulff heute hier ist. Das zeugt von Souveränität", sagte der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. Der frühere Erste Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte: "Unabhängig von der politischen Bewertung wünsche ich ihr menschlich viel Glück. Es sind harte Zeiten für das Ehepaar."

Auch Bettina Wulff sprach von einer "ernsten Atmosphäre", stellte aber klar, dass sie und ihr Mann sich nicht ablenken lassen wollen: "Mein Mann und ich gehen konzentriert unseren Aufgaben und Pflichten nach. Ich werde mich weiter um meine Schirmherrschaften und Projekte kümmern", sagte Frau Wulff. 75 Minuten blieb sie beim Empfang, dann ging es wieder mit dem Zug zurück nach Berlin. Am Nachmittag saß Bettina Wulff bereits wieder an ihrem Schreibtisch im Schloss Bellevue.

In Berlin versicherte Regierungssprecher Steffen Seibert gestern einmal mehr, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach wie vor "keine Veranlassung" sehe, über eine Nachfolge für das Amt des Bundespräsidenten nachzudenken, und tue dies auch nicht. Merkel werde an der Spitze des Kabinetts am Donnerstag am Neujahrsempfang des Staatsoberhauptes teilnehmen und freue sich auf das Wiedersehen mit Wulff bei dieser Gelegenheit.

Bewegung gab es auch in der noch offenen Frage, ob Wulff den Artikel über seinen privaten Hauskredit verhindern oder nur aufschieben wollte: Wulffs Anwalt Gernot Lehr sagte im Deutschlandfunk, Wulff fürchte die Veröffentlichung des Inhalts seiner Nachricht nicht. Wenn die "Bild"-Zeitung das tun wolle, "dann mag sie es tun", sagte er. "Das muss sie selbst in eigener Verantwortung entscheiden." Es sei ihre Angelegenheit, diesen Tabubruch zu begehen.

Zugleich versicherte Lehr, sein Mandant habe die Meldung nur aufschieben wollen. "Der Bundespräsident wollte diese Berichterstattung nicht verhindern." Er habe lediglich um die Chance gebeten, die Angelegenheit mit der Redaktion zu besprechen. Wulff sei bei dem Anruf auf der Mobilbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann in "höchster Sorge" um die Privatsphäre seiner Kreditgeberin, der Unternehmergattin Edith Geerkens, gewesen. Außerdem habe Wulff befürchtet, dass die von ihm bereitgestellten Fakten und Unterlagen nicht genügend berücksichtigt würden.

Die "Bild"-Zeitung deutete den Anruf abermals anders. Vize-Chefredakteur Nikolaus Blome sagte am Sonntagabend in der ARD: "Der Bundespräsident hat vielleicht das Verschieben als Etappe gesehen, das Verhindern ganz eindeutig als Ziel."