Neuer Bildungsbericht von Bund und Ländern zeigt Handlungsbedarf

Berlin. Trotz des gewaltigen Schülerrückgangs in den nächsten 15 Jahren muss Deutschland künftig wesentlich mehr Geld in den Ausbau seines Bildungssystems investieren. Das ist die Quintessenz des dritten gemeinsamen Bildungsberichts von Bund und Ländern, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. Demnach wird sich die Zahl der jungen Menschen in Kindergärten, Schulen, Hochschulen oder mit einer Berufsausbildung demografiebedingt von 16,7 Millionen (2008) auf 14,1 Millionen verringern. Das entspricht einem Rückgang von 15 Prozent.

Zudem sind laut Bericht 17 Prozent der jungen Menschen unter 30 Jahren ohne Berufsabschluss und befinden sich auch nicht mehr in einer Bildungsmaßnahme. Das ist ein neuer Höchststand. Bei jungen Menschen aus Migrantenfamilien sind es sogar 30 Prozent. Das deutsche Bildungssystem bringe 1,3 Millionen mehr Ungelernte hervor, als der Arbeitsmarkt in Zukunft verkraften könne, sagte der Bildungsforscher Horst Weißhaupt, unter dessen Federführung der Bericht entstanden war.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Ulla Burchardt, sprach von einem "Alarmsignal" und prophezeite einen "immer dramatischer werdenden Fachkräftemangel bei einem gleichzeitig sehr hohen Sockel an Langzeitarbeitslosen". "Ziel moderner Bildungspolitik muss deshalb sein: Es darf gar kein junger Mensch mehr ohne Abschluss die Schule verlassen." Dafür sei es aber nötig, insbesondere den Bereich der frühkindlichen Bildung auszubauen: "Jeder Euro, der auf diesem Feld investiert wird, bringt die höchste Rendite", sagte Burchardt dem Hamburger Abendblatt. "Nach wie vor besteht eine Kluft zwischen Bildungsverlierern und -gewinnern", konstatierte auch Krista Sager, Vizefraktionschefin der Grünen-Bundestagsfraktion.

"Wir müssen in Deutschland ein Bewusstsein für lebenslanges Lernen schaffen. Der Türöffner hierfür sind persönliche Zukunftskonten: Es muss möglich sein, für die Bildung so selbstverständlich zu sparen wie beim Bausparen", forderte der FDP-Bildungsexperte Patrick Meinhardt gegenüber dem Abendblatt.