Berlin. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Olaf Scholz fordert im Abendblatt-Interview ein überparteiliches Staatsoberhaupt.

Hamburger Abendblatt:

Welche Folgen hat der Rücktritt des Bundespräsidenten?

Olaf Scholz:

Präsident Köhler ist zweimal auf der Bundesversammlung von CDU und FDP gewählt worden. Seine erste Wahl wurde damals von beiden Parteien als Vorzeichen einer politischen Wende gewertet. Wenn er jetzt offenbar aufgrund mangelnden Rückhalts seitens der Regierungsparteien zurücktritt, ist das ein problematisches Zeichen für Schwarz-Gelb.

Was sollte den Nachfolger auszeichnen?

Der Bundespräsident muss, egal von welchen Parteien er gewählt wird, sein Amt überparteilich wahrnehmen. Es muss daher um eine Persönlichkeit gehen, die neben der Wahrnehmung der repräsentativen Aufgaben des Amtes auch in der Lage ist, zu den grundsätzlichen Fragen der Demokratie und zu Gegenwart und Zukunft unseres Landes zu sprechen. Das kann nicht jeder und nicht jede. Persönlichkeit muss also im Vordergrund stehen. Das sollten alle Parteien bedenken.

Wie groß wären die Chancen für einen gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen - etwa für Frank-Walter Steinmeier oder Joschka Fischer?

Es geht jetzt darum, das für unser Land Richtige zu tun. Da sollte niemand nur wenige Stunden nach dem Rücktritt des Präsidenten schon einen Vorschlag präsentieren. Es geht nun auch darum, sich ordentlich zu besinnen. Der Rat geht an Union und FDP, aber natürlich auch an uns selbst.